Keine Gewalt in deutschen Stadien

Eine Initiative der BVB-Fanclubs aus Lippstadt und Dortmund

Erschrocken von den Ausschreitungen beim Relegationsspiel in Düsseldorf zwischen der Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin und ähnliche Vorkommnisse in anderen deutschen Fußballstadien haben sich jetzt die Vorsitzenden der Lippstädter OPTIMISTEN, Bernhard Scholl, und des Borussenstern aus Dortmund, Matthias Fuchs, in einem Brief an den BVB 09 Dortmund gewandt. Sie wollen mit ihren Vorschlägen eine Verbesseruzng der Sicherheit in dem hemaligen Wetfalenstadion erreichen. Der Inhalt dieses Schreibens ist nachfolgend im Wortlaut abgedruckt.

Wollen keine Randale im Stadion sehen:Eine Gruppe der Lippstädter OPTIMISTEN beim letzten Heimspiel ihrer Dortmunder Borussia in der Saison 2011/12 am 5. Mai 2012 vor dem früheren Westfalenstadion.

Verbesserung der Sicherheit im Stadion

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir schreiben im Namen der beiden oben im Briefkopf angeführten Fanclubs, die Inhalte dieses Schreibens sind den meisten unserer Fanclubmitgliedern bekannt und werden von ihnen mitgetragen. Unterschriftenlisten, die wir bei unseren letzten Treffen ausgelegt haben, können auf Wunsch vorgelegt werden.
Aber zunächst einmal sind wir alle total begeistert: Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger 2012!!! Auch nächste Saison werden wir wieder auf Süd 14 stehen!

Aber bei aller Begeisterung möchten wir einige Punkte ansprechen, die im letzten halben Jahr und besonders in den letzten drei Spielen im Publikum schlecht gelau-fen sind und wie man sie aus unserer Sicht verhindern kann.

1. Erklettern des Zaunes am Spielfeldrand vor der Südtribüne

Trotz deutlichster Ansagen von Norbert Dickel klettern immer wieder aggressive Fans auf den Zaun, sitzen dort 15 bis 20 Minuten und versperren tausenden von disziplinierten Fans dahinter die Sicht. Wir könnten uns auch einen schönen Sitzplatz in drei Meter Höhe direkt am Spielfeldrand vorstellen. So stehen wir zähne¬knirschend dahinter und konnten beispielsweise das 2:0 von Kagawa gegen Gladbach nicht sehen. Die 150 auf dem Zaun reißen die Arme hoch und wir dürfen dann auch jubeln, weil es wohl ein Tor gab. Dann drehen die sich um und schreien ‚Bambule, Randale‘ und fordern die Tribüne auf, auch den Zaun zu erklettern. Es entsteht eine Atmosphäre, dass eine Schlägerei nicht mehr fern ist.

Das kann unseres Erachtens verhindert werden. Es waren drei Ordnerreihen im Innenraum, um das Stürmen des Platzes zu verhindern, was angesichts der Massen, die den Zaun überklettern, natürlich scheitern musste. Aber es gibt Ver-meidungsmöglichkeiten:

Lösung

1. Eine Ordnerreihe muss ab Mitte der zweiten Halbzeit auf der Tribünenseite des Zauns eingesetzt werden (vorzugsweise eher kräftigere Gestalten) und müssen
schon die ersten Kletterer am Aufstieg hindern, denn wenn die ersten 20 auf dem Zaun sitzen, gibt es kein Halten mehr.

2. Der Zaun sollte oben im überhängenden Teil so umgeändert werden, dass die Kletterer sich nicht mehr daran festhalten können (engmaschigeres Gitter). Das geht zwar auf Kosten der guten Sicht ist aber zu Gunsten des vorgenannten Ziels. Außerdem sollte die Zaunkrone so gestaltet werden, dass sich die Kletterer, die es doch bis dahin schaffen, piksen und schon deshalb ablassen.

3. ‚Fans‘, die es trotzdem auf den Zaun geschafft haben, sofort, zur Not mit kör-perlichem Einsatz, herunterholen und abführen. Das hat Signalwirkung und hält Nachahmer ab.

Mit diesen drei Maßnahmen wird dann auch erreicht, dass der Platz nicht mehr gestürmt wird, und die Mannschaft, die Trainer und die Fans gemeinsam feiern können und auch die Ehrenrunde mit Schale für die Spieler möglich ist.

2. Bengalische Feuer, Raketen, Rauchbomben, Knallgranaten

Die sind gefährlich, die Dämpfe gesundheitsschädlich und die Sicht versperrend und empfinden fast alle als völlig daneben. Die Personenkontrollen am Stadion-eingang könnten noch so stark verschärft werden, die Chaoten werden trotzdem Wege finden, etwas herein zu schmuggeln. Deshalb kann nur auf das Zünden der Pyrotechnik reagiert werden.

Lösung

1. Wie im alten 54.000er-Stadion: Ein Laufsteg unter dem Tribünendach wird mit Polizei besetzt, die senkrecht von oben die Zuschauer beobachtet. Parallel werden wieder – für alle erkennbar – an den Tribünenecken auf hohen Masten Beobachtungskameras installiert, die permanent und für alle erkennbar das Zuschauerverhalten filmen. Dieses Gefühl des ‚Beobachtet-Werdens‘ hat ab-schreckende Wirkung.

2. Wenn einer etwas wirft oder abbrennt/anzündet, wird das von oben gesehen und zusätzlich von der Seite (als Beweismittel) gefilmt. Unter der Tribüne steht Bereitschaftspolizei und geht sofort in den betroffenen Bereich der Tribüne, wird von oben per Sprechfunk genau zu dem Werfer geführt, der das Delikt begangen hat und der auch durch die Beobachtung von oben in der Masse nicht mehr untertauchen kann. Die Person wird festgenommen, abgeführt, erhält eine Strafanzeige und lebenslanges Stadionverbot. Wir erinnern an diese Strategie aus Ende der 80er Jahre, die die Pyrotechnikprobleme damals ausgesprochen erfolgreich und dauerhaft beseitigt hat. Die Signalwirkung, dass die Polizei innerhalb von kürzester Zeit den Schuldigen abführt, wird Nachahmer abschrecken.

3. Präsentation von Riesentransparenten während des Spiels

Beim Spiel gegen Bayern wurden zwei Mal während des laufenden(!) Spiels Transparente von sicher drei Meter Höhe und 30 Meter Breite an Stangen hoch-gehalten. Auch das versperrte hunderten Fans minutenlang die Sicht und führte
beim zweiten Hochhalten zu einer Massenschlägerei auf Block 13 hinter dem Tor, weil aufgebrachte Fans hinter dem Transparent an selbigem zogen, um wieder Sicht zu gewinnen.

Ganz schlechte Signalwirkung hat in diesem Zusammenhang auch die Unsitte, dass einzelne Fanguppierungen offensichtlich ‚offizielle‘ Erlaubnis erhalten, südtri¬bünenbreite Transparente am Trennzaun vor der Tribüne aufzuhängen, zu diesem Zweck auch den Zaun ersteigen dürfen (was das auslöst, siehe auch Punkt 1), um ihre Botschaften sogar bis nach Spielbeginn zu präsentieren. Auch das versperrt dem unteren Zuschauerbereich die Sicht und hat schon zu Aggressionen geführt. Ausdrücklich sei bemerkt, dass hier nicht die sagenhaften Choreographien vor Spielbeginn gemeint sind, die wirklich herausragend waren/sind und von allen gerne mitgetragen werden.

Lösung
… so eine richtige haben wir nicht. Zumindest das offensichtlich vom Verein er-laubte Präsentieren von Riesentransparenten unter Ersteigen des Zauns vor der Südtribüne sollte nicht mehr erlaubt sein, nicht zuletzt wegen der beschriebenen schlechten Signalwirkung. Ob ein solches Verbot auch für die Tribüne richtig wä-re? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Könnt Ihr ja ‚mal ‚ drüber nachdenken…

Wenn es so weiterläuft wie in den letzten Spielen und wir gemeinsam keine Anstrengungen unternehmen, den undisziplinierten und kriminellen Mob herauszufiltern und auf Dauer aus dem Stadion zu entfernen, wird eine aggressive Radikalisierung Platz greifen. Ultrafangruppen werden italienähnliche Zustände heraufbeschwören. Der familiäre Charakter, der uns Frauen und Kinder mitbringen lässt, droht verloren zu gehen. Nicht zuletzt gilt es, unser Heiligtum, die „Gelbe Wand Südtribüne“, als Stehplatztribüne zu verteidigen. Deshalb müssen wir den Anfängen wehren. Wenn wir dabei mithelfen können, dann sprecht uns an.

P.S. Szenen wie bei den Relegationsspielen am 14.05. in Karlsruhe und am 15.05. in Düsseldorf wollen wir alle nicht sehen. Aber waren die Chaoten in Dortmund der letzten Wochen nicht vielleicht auch ein Stück weit schlechtes Beispiel? Als Vorbildpublikum des Deutschen Meisters, wie ‚Fanbegeisterung‘ im Einzelnen auslebbar ist, haben wir uns bestimmt nicht gezeigt. Das Klauen des Elfmeterpunktrasens noch während der Spielzeit und die Zerstörung von Toren und Netzen in Düsseldorf, inwieweit hat auch unser Publikum dazu beigetragen? Es muss dringend etwas geschehen!