Heimkehr eines Urgesteins

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die auffälligste Meldung des 22. Spieltages war kein Resultat, sondern die Ankündigung der Heimkehr eines Urgesteins ins aktive Fußballgeschäft: Otto Rehhagel, von 1963 bis 1966 in 53 Treffen als knochenharter Verteidiger von Hertha BSC Berlin am Ball, übernimmt den nach dem 0:1 gegen Dortmund jetzt vollends im Abstiegskampf befindlichen Hauptstadtclub als vierter Trainer in der aktuellen Saison.

Für ihn war die Heimkehr von Otto Rehhagel die auffälligste Meldung des 22.Spieltages:Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der auch den spannenden Titelkampf beschreibt.

Dortmund

Etliche Anhänger der Hertha werden sich am Vorabend der Begegnung mit dem BVB verdutzt die Augen gerieben haben, als sie von der Verpflichtung des 73jährigen Coachs hörten. Womöglich wird der mit Bremen (1988 und 1993) und Kaiserslautern (1998) in der Liga als Titelgewinner und mit der Nationalelf von Griechenland (2004) als Europameister gefeierte Fußballlehrer den Aufsteiger vor dem Wiederabstieg bewahren. Die Schwächen seiner künftigen Equipe wurden ihm im Match mit dem Spitzenreiter vor Augen geführt, auch wenn es kein brillanter Sieg der Westfalen war. ‚Solche Spiele gehören auch dazu. In Schönheit werden wir nicht deutscher Meister“, lautete die korrekte Erklärung des Kapitäns der Borussen, Sebastian Kehl, zum Spiel der Dortmunder an der Spree. Nach der Serie von fünf Dreiern in der Rückrunde erwarten die schwarzgelben Fans und die Lippstädter „Optimisten“ am Sonntag im eigenen Stadion gegen Hannover den sechsten Sieg in Folge.

Mönchengladbach

Der erste Verfolger des BVB ist nun der Namensvetter vom Niederrhein. Er konnte auf dem einst kaum einnehmbaren Kaiserlauterer Betzenberg ein 2:1 einsacken. Die Pfälzer befinden sich jetzt endgültig im harten Existenzkampf. Es dürfte für sie schwer werden, dem Abstiegsstrudel zu entrinnen. Für die treuen Begleiter des Teams von Lucien Favre war der Sieg über die „Roten Teufel“ mit einem herben Wermutstropfen verbunden, weil der Gladbacher Offensivspieler Patrick Herrmann mit einem Schlüsselbeinbruch für sechs Wochen ausfallen dürfte. Die mit den zum Juli angekündigten Wechsel von Marco Reus (Dortmund) und Roman Neustädter (Schalke) beginnende Auflösung der heutigen Mannschaft von Borussia Mönchengladbach dürfte sich im Sommer mit dem vermutlichen Abgang des Verteidigers Dante Bonfim Costa Santos zu den Bayern noch beschleunigen.

München

Es waren 47 Tore, die das Schlusslicht aus Freiburg vor seiner Partie gegen München in 21 Begegnungen kassiert hatte. Das sind momentan in der Liga mit Abstand die meisten. Ausgerechnet der zum Favoriten erkorene Rekordmeister – vor dem Auftritt im Breisgau mit 49 Treffern der angriffsstärkste Club – kam an der Dreisam über ein torloses Remis nicht hinaus. Im Vergleich zu den Mitbewerbern aus Dortmund und Mönchengladbach wirkt der Fußball der Münchner momentan zu ideenlos. Präsident Ulrich Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren nach dem Ausflug in den Südwesten restlos bedient, zumal nach dem 22. Durchgang die Dortmunder und Gladbacher vor den Münchenern liegen.

Schalke

Drei seiner vormaligen Schüler haben Felix Magath die Rückkehr nach Gelsenkirchen kräftig verdorben: Beim zweiten Auftritt als Betreuer des VfL Wolfsburg bei seinem Ex-Klub Schalke 04 musste er wiederum eine Niederlage hinnehmen. Den verdienten 4:0 (2:0)-Erfolg der Knappen, die ihren vierten Tabellenrang festigten, schossen ausgerechnet die Top-Transfers des einstigen Vorstandsmitgliedes am Schalker Markt, der Spanier Raúl González Blanco mit seinem 400. Profitor und der Niederländer Klaas-Jan Huntelaar mit zwei Buden, sowie der von ihm aus der Jugend geförderte Joel Matip mit einem Goal. So rückten die von Huub Stevens gut formierten Königsblauen unter dem Beifall ihrer großen Gemeinde und der Wadersloher „Füchse“ bis auf einen Punkt an München heran, auf die sie am letzten Sonntag im Februar zum nächsten Schlagabtausch treffen.