Gespannte Schwarzgelbe und Königsblaue

Ausblick auf das westfälische Derby von Hans Zaremba

Es ist das wohl interessanteste und vielleicht auch das mit den größten Emotionen verbundene Derby, was seit vielen Jahren im deutschen Fußball ausgetragen wird. Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit, wenn am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr im ehemaligen und wiederholt vollständig ausverkauften Westfalenstadion das traditionsreiche Match zwischen den Rivalen aus Dortmund und Gelsenkirchen startet. Beide Vereine gehen mit Siegen (Borussia Dortmund knappen 1:0 in München und der FC Schalke 04 mit einem deutlichen 4:0 über Nürnberg) gestärkt in diese Begegnung.

Ausblick auf den Klassiker im Dortmunder Fußballtempel:Ein Rückblick des Chronisten der Lippstädter OPTIMISTEN, Hans Zaremba, auf die Geschichte von Borussia Dortmund dem FC Schalke 04.

Rivalität

Die Konkurrenz zwischen den beiden westfälischen Kontrahenten ist historisch gewachsen und geht weit über den eigentlichen sportlichen Wettkampf hinaus. Ein Grund dafür sind die eng mit einander verwobenen Städte im Ruhrgebiet und der Umstand, dass die Anhängerschaften der jeweiligen Vereine häufig aufeinander treffen. Auch in der vertrauten Region ist diese unmittelbare Nähe der Sympathisanten des BVB 09 und des FCS 04 zu spüren, sie gibt es auch oftmals in den Familien. Wer nun die größere Zahl von Fans aufzubieten hat, lässt sich nur schwer beurteilen. Vielmehr dürften sich die Schwarzgelben und die Königsblauen wohl die Waage halten. In den letzen Jahren wurden auch im heimischen Raum verstärkt örtliche Vereinigungen der beiden Traditionsclubs im Ruhrgebiet aus der Taufe gehoben. Zwei Beispiele sind die 1998 in Wadersloh gegründeten „Schalker Füchse“ und die zwei Jahre später in Lippstadt entstandenen „Optimisten“. Während das Bündnis des Pokalsiegers von 2011 im Dorf am Rande des Münsterlandes gut 80 „Füchse“ zählt, beträgt die Schar des Meisters von 2011 aus der Stadt an der Lippe derweil über 120 „Optimisten“.

Geschichte

Die in der „Fuchshöhle“ in Wadersloh anzutreffenden Königsblauen und auf „Jathe`s Kegelbahnen“ in Lippstadt beheimateten Schwarzgelben begleiten ihre Bundesligisten bei vielen Spielen und werden auch am letzten November-Samstag auf den Ausgang der elektrisierenden Paarung gespannt sein. Der Kampf um die Dominanz im Revier ist im Gegensatz zu den großen internationalen Derbys in Glasgow (zwischen Celtic und Rangers, wo Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten mitschwingen) oder in Buenos Aires (mit Boca Juniors und River Plate, die von sozialen Unterschieden von der Arbeiterklasse zur Mittel- und Oberschicht berührt sind) eher friedlich. Der FC Schalke 04 und Borussia Dortmund sind in Arbeitervierteln entsprungen und haben sich um die Integration von vielen polnischen und ostpreußischen Immigranten große Verdienste erworben. Wenn beide Clubs heute auch Bewunderer in allen sozialen Schichten haben, stehen die Vereine vom Schalker Markt und vom Dortmunder Borsigplatz immer noch für das Herz und die Leidenschaft als Tugenden des „Ruhrpotts“.

Erfolge

Während Schalke den Grundstock für seine ruhmreiche Vergangenheit mit sechs Meistertiteln bereits vor dem Zweiten Weltkrieg legte (die siebte gelang erst 1958 und der Gewinn des Uefa-Cups glückte 1997), basiert der Erfolg von Dortmund ausschließlich aus den Triumphen (sieben nationale Meisterschaften und die Europapokale in 1966 und 1997) nach 1945. Bemerkenswert, dass die Erzrivalen in 1997 mit ihren Siegen im Uefa-Cup (FCS 04) und in der Champions-League (BVB 09) und im Mai diesen Jahres mit dem Gewinn des DFB-Pokals (Schalke) und der Meisterschaft (Dortmund) gemeinsam für Furore sorgten. Sicherlich ein zusätzlicher Reiz für das ewig junge Highlight im westfälischen und deutschen Fußball. Es dürfte ein reizvoller Nachmittag werden, wenn die von Jürgen Klopp formierten Schwarzgelben die von Huub Stevens betreuten Königsblauen zum Schlagabtausch der Bayern-Verfolger empfangen. Als Jäger des Favoriten von der Isar rechnen sich sowohl die Dortmunder als auch die Schalker durchaus berechtigte Chancen aus, bei der Vergabe der Meisterschale im Mai 2012 eine gewichtige Rolle einzunehmen.