Dortmund verliert, Schalke gewinnt

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Zum Beginn der neuen Spielzeit haben die Kölner mit Stale Solbakken zwar einen neuen Trainer präsentiert, doch wirklich geändert hat sich beim dreimaligen Meister (1992, 1964 und 1978) offensichtlich nichts. Nach zwei schauderhaften Auftritten befinden sich die Domstädter ohne einen einzigen Punkt und einem erschreckenden Torverhältnis von 1:8 auf dem letzten Rang. Für den vom Sportdirektor Volker Finke aus Norwegen an den Rhein geholten Coach wird die bevorstehende Partie gegen Kaiserlautern am Samstagabend bereits zum ersten „Endspiel“. Eine Niederlage könnte für den in Kopenhagen von 2006 bis 2011 mit fünf Meistertiteln durchaus erfolgreichen Übungsleiter schon das Ende seines Engagements beim 1. FC bedeuten.

Für ihn ist der neue Kölner Trainer Stale Solbakken bereits gescheitert:Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Situation beim 1. FC Köln analysiert.

Schalke

Der als Konzepttrainer verpflichtete Skandinavier sollte langfristig den früheren Vorzeigeclub wieder zum alten Ruf in der Liga verhelfen. Womöglich war die Anstellung des 43jährigen Sportlehrers bei den Geißböcken ein großer Irrtum, dem die Verantwortlichen um den Präsidenten des Vereins, dem ehemaligen Nationalspieler Wolfgang Overath, erlegen sind. Der verspätete Dienstantritt des Betreuers beim Bundesligisten (zwei Tage nach dem Trainingsauftakt) und die brüske Degradierung des Kapitäns und rheinischen Fußballikone Lukas Podolski (elf Tage vor dem Bundesligastart) waren nicht geeignet, Vertrauen zu gewinnen. Die Kölner Erniedrigung in Gelsenkirchen (1:5) führte folglich zum Jubel in der großen Gemeinde der Anhänger der Knappen und bei den „Füchsen“ in Wadersloh. Auffallend waren die drei Treffer des in der letzten Spielzeit oft kritisierten Stürmers Klaas Jan Huntelaar. Doch auch am Schalker Markt rumort es. Trotz eines Traumtors will Raúl González Blanco seine neue Aufgabe im Mittelfeld des Vorortvereins nicht annehmen.

Dortmund

Für Dortmund kam die Pleite in Hoffenheim zum richtigen Zeitpunkt: Ganz so einfach, wie es auch etliche Lippstädter „Optimisten“ nach dem starken Match gegen Hamburg glaubten, wird die aktuelle Runde für den Titelverteidiger nicht werden. Die TSG 1899 war schon in der Vorsaison die einzige Crew, die der souveräne Champion nicht besiegen konnte. Es reichte im Meisterjahr nur zum 1:1 im eigenen Stadion und einem 0:1, wie auch diesmal, in der Sinsheimer Arena. Die Männer von Jürgen Klopp erschienen in einigen Szenen zu überheblich. Der absolute Siegeswille, der die Schwarzgelben in 2010/11 adelte, war jetzt in dem 2009 eröffneten Stadion der Hoffenheimer nicht zu erkennen. Der nach den Spielen im Verein (gegen Hamburg) und in der Nationalelf (mit Brasilien) hoch gelobte Mario Götze wirkte müde, was zu seiner frühen Auswechselung führte. Auch die Herausnahme von Ilkay Gündogan dürfte eine erzieherische Maßnahme des BVB-Cheftrainers gewesen sein. Der Sportwissenschaftler hat genug Qualität im Ensemble, um Kickern, die in Gefahr sind, die Bodenhaftung zu verlieren, die Ersatzbank anzubieten.

München

Die Münchener sind dafür bekannt, Spiele im letzten Augenblick noch zu drehen. Der sprichwörtliche Bayern-Dusel war ihnen in Wolfsburg gleich zweimal hold. Ein einwandfreier Kopfballtreffer der Werksauswahl in der 39. Minute legte Schiedsrichter Knut Kirchner als Abseits aus und das goldene Tor des FCB fiel erst in der Nachspielzeit. Eine Offenbarung war die Leistung des Rekordmeisters im Vergleich mit dem gegenwärtigen Team ihres früheren Chefs Felix Magath bestimmt nicht. Ohne den verletzten Arjen Robben, dafür jedoch mit Franck Ribery, trat der Branchenführer ähnlich ideenarm auf wie beim Reinfall gegen Gladbach (0:1). Das Gastspiel der von Jupp Heynckes am Mittelandkanal eingesetzten Fußballer glich häufig dem System des im Frühjahr an der Säbener Straße gescheiterten Louis van Gaal. Immerhin zeigte das Team von der Isar, in dem acht Spieler waren, die auch im Länderspiel mit der brasilianischen Seleção zum Einsatz kamen, den Willen zum Erfolg.