Trainer-Zukunft überlagert den Sport

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Es waren in den vergangenen zwei Wochen die Schlagzeilen über die Zukunft der Trainer, die das sportliche Geschehen in der Bundesliga deutlich überlagert haben. Selten waren so viele Übungsleiter ins Visier ihrer Vereinsbosse geraten. Die aktuelle Liste der zur Disposition stehenden Arbeitsplätze reicht von Hamburg im Norden, wo Armin Veh seine Papiere erhalten hat, über Gelsenkirchen im Westen, wo Felix Magath gescheitert ist, bis nach München im Süden, wo Louis van Gaal keine Perspektive hat.

Das Theater um die Übungsleiter drängt den Fußball in den Hintergrund.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Trainer-Dämmerung in der Bundesliga beschreibt.

Hamburg

Was dem erst im vergangenen Sommer zum HSV gekommenen Armin Veh widerfahren ist, war abzusehen. Das Klima beim Bundesliga-Dino ist seit langem nicht mehr stimmig. In den acht Jahren seiner Ära an der Alster hat der umstrittene und gekündigte Vorstandschef Bernd Hoffmann jede Spielzeit einen Coach verschlissen. Ein kontinuierliches Arbeiten war am Rothenbaum nicht möglich, von dem Imageschaden des Traditionsvereins ganz zu schweigen. Allerdings hat auch der schon in Stuttgart und Wolfsburg vorzeitig entlassene Armin Veh selbst an seiner Demontage mitgewirkt und zum Schluss seinen Rauswurf provoziert. Er hat auch nicht viel dazu beigetragen, durch sportliche Erfolge und ein begeisterndes Auftreten der von ihm betreuten Kicker von den vielen Querelen in seinem Club abzulenken. Die Entlassung des 50jährigen Mannes auf der HSV-Bank war nach dem bitteren 0:6 von Hamburg in München die zwangsläufige Folge.

Schalke

Mit den Hanseaten wetteifert gegenwärtig Gelsenkirchen um den Preis für das größte Chaos bei einem Bundesligisten. Was am Schalker Markt gegenwärtig abgeht, ist kaum noch zu begreifen. Wie es im Ruhrpott weitergehen soll, ist ebenso schwer zu beurteilen, wer eigentlich diesen Verein beruhigen und ihn wieder auf die Erfolgsspur bringen kann. Dass die Knappen trotz der vielen aktuellen Verwerfungen bis ins deutsche Pokalendspiel gelangt und in der Champions League unter die letzten Acht gekommen sind, ist schon ein königsblaues Wunder. Der Mannschaft hat dafür ein hohes Lob verdient. Das meinen auch die Fans in der Region und sicherlich auch die Wadersloher „Füchse“, während sowohl der Trainer-Manager Felix Magath als auch der im benachbarten Rheda-Wiedenbrück residierende Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies in die Kritik geraten sind.

München

Atmosphärische Störungen haben auch das Ende des eigenwilligen Niederländers an der Säbener Straße in München bewirkt. Die offenkundigen Differenzen zwischen dem Präsidenten Ulrich Hoeneß und dem sportlichen Leiter Louis van Gaal waren nicht mehr zu kitten. Da zählte auch nicht mehr das Double und das Finale um die Champions League aus der vergangenen Spielzeit. Die Beratungsresistenz des einst in Amsterdam und Barcelona tätigen Holländers hat seinen Abgang für den Sommer beschleunigt. Allein der Umstand, dass sein Arbeitgeber nach der Schlappe in Hannover keine schelle Interimslösung präsentieren konnte, hat ihm eine „Galgenfrist“ zum Saisonende verschafft. Der tolle Sieg über den HSV mit einem halben Dutzenden Toren hilft ihm aber auch nicht mehr.

Dortmund

Dafür ist am Dortmunder Borsigplatz weiterhin die Welt in Ordnung, obwohl die Schwarzgelben zum Ärger ihrer großen Anhängerschaft und der Lippstädter „Optimisten“ ihre letzte Begegnung verloren und Nerven gezeigt haben. Dem Betreuer der Borussen, Jürgen Klopp, ist vorzuhalten, dass er die alte Regel „Wer rasiert, verliert“ missachtet hat. Zum ersten Mal seit fünf Wochen erschien der Sportwissenschaftler ohne Bart zum Match und prompt verlor der BVB 09 aus Dortmund bei der TSG 1899 in Hoffenheim. Ob nun die Chefetage mit Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke auf Bartpflicht bei ihrem leitenden Angestellten besteht, konnte der Verfasser nicht in Erfahrung bringen.