Der BVB ist kaum noch einzuholen

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Wer nach dem Freitagsspiel geglaubt hatte, dass vom torlosen Unentschieden der Dortmunder Borussia gegen den Erzrivalen aus der Vorstadt von Gelsenkirchen die beiden Verfolger aus Leverkusen und München profitieren würden, wurde am Samstagnachmittag eines Besseren belehrt. Weder die Werksauswahl konnte in Nürnberg etwas erreichen noch der Rekordmeister vermochte in Köln zu gewinnen. Sowohl für die Männer von Jupp Heynckes als auch für die Kicker von Louis van Gaal endeten die Ausflüge in die Noris und an den Rhein mit Niederlagen. Der BVB 09 hat vor dem Zweiten (Leverkusen) immer noch einen Vorsprung von komfortablen 12 Zählern und das Polster zum Fünften (München) ist mit 15 Punkten wohl ausreichend.

Für ihn ist der BVB auf der Meisterspur.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Situation an der Tabellenspitze analysiert.

Dortmund

Das Derby im voll gefüllten Fußballtempel an der Strobelallee, worunter sich auch etliche „Optimisten“ mit ihrem Vorsitzenden Bernhard Scholl auf der Südtribüne befanden, hat die gegenwärtigen Verhältnisse im Pott nachdrücklich offenbart. Die Schwarzgelben sind akut den Königsblauen in allen Belangen überlegen. Dass die Equipe von Jürgen Klopp ohne Sieg das Feld verlassen musste, hatte das Team von Felix Magath seinem Keeper Manuel Neuer zu verdanken. Was der Nationaltorhüter zwischen den Pfosten im Westfalenrund geleistet hat, war absolute Weltklasse. Er allein meisterte es, eine drückend überlegene BVB-Elf davon abzuhalten, vor eigenem Publikum einen Dreier einzufahren. Treffender wie es nach dem sehenswerten Match der Dortmunder Außenverteidiger Marcel Schmelzer („Der Torwart hat den Schalkern den Arsch gerettet.“) formuliert hat, lässt sich die einseitige Partie nicht beschreiben. Auffällig war die Schwäche der Borussen, ihre Chancen zu verwerten. Dies muss in den folgenden Begegnungen besser werden, wenn die Dortmunder nicht noch im letzten Drittel der Saison ihren Vorsprung in Gefahr bringen wollen.

Schalke

Was derzeit am Schalker Markt abläuft, ist für die Freunde des Gelsenkirchener Fußballsports nur schwer nachzuvollziehen. Die vom Trainer und Manager in Personalunion, Felix Magath, zu verantwortende Transferpolitik wirft viele Rätsel auf und hat in der Gemeinde der Knappen große Unruhe ausgelöst. Vor allem die Verpflichtungen des Griechen Angelos Charisteas und des Iraners Ali Karimi, die schon in der Versenkung verschwunden waren, haben die Fans erzürnt. Zudem halten sie dem im Sommer 2009 von Wolfsburg nach Gelsenkirchen geholten Coach vor, mit 40 neuen Spielen in nur 19 Monaten der Mannschaft jegliche Identität genommen zu haben. Nun gibt es auch noch Schelte vom Aufsichtsratschef Clemens Tönnies aus dem benachbarten Rheda-Wiedenbrück, der seinem leitenden Angestellten vorwirft, die Anhänger nicht eingebunden zu haben. Der Mann mit den Medizinbällen scheint einsam zu werden.

München

Verdruss war nach dem Schlusspfiff in Köln auch bei den Bayern zu spüren. Der aus Lippstadt stammende Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge meinte, dass die Elf von Louis van Gaal die Liga mit ihrem vergeudeten Können vortrefflich belustige. Wie schon bei Auftritten des Titelverteidigers in Mönchengladbach (3:3), Leverkusen (1:1), Gelsenkirchen (0:2) und Wolfsburg (1:1) hat München auch bei den Domstädtern erneut Punkte verschenkt. Noch vor wenigen Monaten hätte jeder Gegner, der zur Halbzeit mit zwei Toren gegen den Branchenführer zurückliegt, erst mal versucht, ein Debakel zu verhindern. Doch dies ist unterdessen Geschichte. Wer bei einem Abstiegskandidaten nach den ersten 45 Minuten souverän führt, darf eigentlich ein Match nicht mehr verlieren. Dass nach dieser Pleite auch wieder über die eigenwillige Arbeitsweise des umstrittenen Übungsleiters debattiert wird, überrascht nicht. Die Zahl der Gefolgsleute des Niederländers an der Isar werden weniger und im Vereinspräsidenten Ulrich Hoeneß hat er ohnehin keinen Vertrauten.