Ausgabe 6/2010

Einwurf

Eine überfällige Reaktion

Anmerkungen zum Kartenboykott von Hans Zaremba

Mit einer Selbstverständlichkeit und oftmals auch mit Überheblichkeit erheben seit etlichen Jahren die Bundesliga-Vereine für sogenannte Topspiele einen Zuschlag auf ihre Eintrittspreise. So auch der FC Schalke 04 für das anstehende Derby gegen Borussia Dortmund. Die Fans wollen sich dies jedoch nicht mehr bieten lassen und gehen auf die Barrikaden. Eine überfällige Reaktion. Viel zu lange sind die Freunde des Fußballs dem arroganten Gebaren der Bosse der Bundesligisten kritiklos gefolgt.

Abzocke

Die Krone dieser Abzocke bildet jetzt die Preispolitik der Königsblauen für ihr Heimspiel gegen die Schwarzgelben am Sonntag, 19. September. Kostete bislang eine Stehplatzkarte für den Klassiker 14 Euro, will man nun schon 22 Euro von dem Besucher auf den Rängen haben. Für eine Sitzplatzkarte müssen die Fußballfreunde sogar 55 Euro berappen. Da ist die Boykottaktion vieler Fangemeinschaften des BVB mehr als verständlich. Allerdings darf sich eine solche Maßnahme nicht nur auf die immer wieder mit vielen Emotionen belastete Paarung zwischen den Erzrivalen aus dem Revier beschränken, sondern sie muss auch andere Clubs in den Blick einbeziehen. Womöglich sollen die Schalker nur die Vorreiter sein, um künftig insgesamt wesentlich höhere Ticketpreise in der deutschen Eliteliga zu etablieren.

Ziel

Es muss folglich das langfristige Ziel der jetzt ins Leben gerufenen Aktion sein, auf Dauer ausnahmslos faire Preise für alle Fans durchzusetzen. Für den Beobachter ist es auch nur schwer zu verstehen, warum nicht selten für erschreckend schwache Vorstellungen der Fußballprofis horrende Eintrittsgelder zu zahlen sind. Diese hohen Summen sind zudem häufig von den Fußballbegeisterten aufzubringen, deren Einkommen ohnehin nicht fürstlich bemessen sind. Sollten die Bundesligavereine gleichwohl die aktuelle Boykottaktion für das Ruhrderby mit Blick auf ihre Preisgestaltung ignorieren, werden sie zwangsläufig Gefahr laufen, vielleicht demnächst ihre Begegnungen nur noch in dürftig gefüllten Arenen auszutragen. Der Fußball lebt aber von der Lebendigkeit seiner Zuschauer in den Stadien und nicht allein von den Geldern des Fernsehens, der Werbewirtschaft und der Sponsoren.

Fußball lebt von seinen Fans.Wie auf diesem Foto mit den OPTIMISTEN Frank und Herbert Seyda beim Derby des BVB 09 gegen den FCS 04 im September 2008 im ehemaligen Westfalenstadion.