Betrübte deutsche Fußballfans

Anmerkungen zur WM von Hans Zaremba

Dass weder Argentinien noch Brasilien das Halbfinale der Weltmeisterschaft von 2010 erreicht haben, war vor dem Turnier in Südafrika kaum vorstellbar. Ebenso ist das Vordringen von Uruguay in die Runde der letzen vier Teams eine große Überraschung. Nun stehen sich am Sonntag mit Spanien und Holland zum ersten Mal in der Geschichte des seit 1930 ausgetragenen FIFA-Wettbewerbes in einem WM-Finale außerhalb von Europa zwei Nationalmannschaften des alten Kontinents gegenüber. Sicherlich waren viele Fußballfans aus Lippstadt und in der Region am Mittwochabend betrübt, als Deutschland nach dem 0:1 gegen Spanien das Endspiel verpasste.

Joachim Löw halten.Anmerkungen von Hans Zaremba zum WM-Verlauf von Deutschland.

Neuauflage von 1970

Doch gegen die von Trainer Vicente del Bosque überaus gut eingestellten Spanier hatten die Deutschen keine Chance. Eine höhere Schlappe wäre auch möglich gewesen. Die Equipe von Bundestrainer Joachim Löw war zu sehr damit beschäftigt, dem Druck des Gegners standzuhalten, als eigene Offensivaktionen zu kreieren. Anders die Spanier: Spielfreudig, passsicher und torgefährlich präsentierte sich der Europameister, der vor zwei Jahren seinen Titel ebenfalls mit einem 1:0 über die Schwarzweißen gewann. Trotz der Niederlage gegen den WM-Favoriten haben Manuel Neuer, Thomas Müller, Sebastian Schweinsteiger und Kollegen in den Wochen in der Kap-Republik einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Nun kommt es in Port Elizabeth im Nelson-Mandela-Bay zu einer Neuauflage des Spieles von 1970, wo Deutschland und Uruguay schon einmal das Match um die „goldene Ananas“ austrugen. Vor vierzig Jahren gewann Deutschland in Mexiko-Stadt im Aztekenstadion durch ein Tor des Kölner Fußballidols und des Weltmeisters von 1974, Wolfgang Overath, mit 1:0. Auch damals war das Erreichen des Semifinales ein großer Erfolg. Mit dem Einzug unter die letzten Vier im Jahr 2010 hatten vor der Eröffnung der Spiele in dem Land zwischen dem Atlantik und dem Indischen Ozean nur unerschütterliche Frohnaturen geglaubt, zumal Deutschland durch die Verletzungen von Torhüter Rene Adler und Spielführer Michael Ballack kurz vor dem Abflug in die Regenbogennation noch zwei gravierende Ausfälle zu verzeichnen hatte.

Joachim Löw

Doch der DFB-Coach hat aus der Not ein Tugend gemacht und eine Nationalelf geformt, die insbesondere durch ihre Auftritte gegen England und Argentinien begeistert hat. Ob jedoch Joachim Löw dem Deutschen Fußballbund erhalten bleibt, ist nach wie vor recht zweifelhaft. Die Verletzungen aus der nicht geglückten Vertragsverlängerung zum Jahresbeginn scheinen bei dem Freiburger wohl immer noch nicht richtig verheilt zu sein. Es wird viel von dem Verhandlungsgeschick des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger abhängen, seinen Cheftrainer für eine weitere Tätigkeit beim weltgrößten nationalen Sportverband zu gewinnen. Für die Fortentwicklung des deutschen Fußballs wäre dies nur wünschenswert. Immerhin hat der ehemalige Stuttgarter Übungsleiter schon als Assistent von Jürgen Klinsmann in den Jahren von 2004 bis 2006 der Nationalelf seinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt und sie von früheren „Rumpelfußball“ zu einer spielerisch überzeugenden Mannschaft modelliert. Bereits in seiner Zeit als Vereinstrainer am Neckar von 1996 bis 1998 hat er mit dem legendären magischen Dreieck (Krassimir Balakov aus Bulgarien, Fredi Bobic aus Deutschland und Giovanni Elber aus Brasilien) einen schönen Fußball spielen lassen, an dem sich noch heute eine große Scharr der Freunde des Kickersports gerne erinnert. Zudem ist es das Verdienst von Joachim Löw im Sommer 2010, viele junge Leute in das DFB-Team geholt und die in der vergangenen Bundesligasaison enttäuschenden Miroslav Klose (München) und Lukas Podolski (Köln) im Nationaltrikot wieder an ihre alte Stärke herangeführt zu haben.