Die Neuauflage des Sommermärchens

Veröffentlicht am 

 von 

 in 

Hans Zaremba über die deutsche WM-Elf

Wovon nur wenige Fußballfreunde vor dem Turnier in Südafrika überzeugt waren, hat Bundestrainer Joachim Löw geschafft. Mit dem deutlichen Sieg von Deutschland über England hat der Coach der Nationalmannschaft nachgewiesen, für die WM auf dem schwarzen Kontinent eine schlagkräftige Equipe aufgebaut zu haben. Mit dem Einzug der DFB-Kicker in das Viertelfinale erfährt das Sommermärchen von 2006 in 2010 seine Neuauflage. Dies offenbaren die vielen in diesen Tagen auch in Lippstadt und in der Region veranstalteten öffentlichen Fußballfeste und privaten Gartenpartys mit dem gemeinsamen „Rudel-Gucken“ der Spiele der deutschen Elf. Reichlich Stoff auch für die Fortführung des filmischen Tagebuches von Sönke Wortmann aus dem Jahr 2006.

Erinnerung an den Sommer 2006.Nach dem erfolgreichen Elfer-Duell von Deutschland gegen Argentinien auf der WM vor vier Jahren brandete in diesem Wadersloher Wohnzimmer großer Jubel auf. Ein Bild, was diese Fans der deutschen Nationalmannschaft in diesem Sommer erneut bieten wollen.

Revanche

Auf den warmen Sommertag am letzten Sonntag im Juni 2010 werden die Fans noch lange zurückblicken: Durch ein hochverdientes 4:1 über England steht Deutschland unter den letzten Acht. In einem rassigen und hochklassigen Spiel boten die allesamt in der Bundesliga unter Vertrag stehenden deutschen Spielern über weite Strecken Traumfußball. Durch Tore von Miroslav Klose, Lukas Podolski und zweimal Thomas Müller erreichte die deutsche Fußballnationalmannschaft völlig verdient die nächste Runde. Nach einer Führung von 2:0 waren die Engländer zwischenzeitlich zwar wieder dran und hätten durch ein von den Schiedsrichtern nicht gegebenes ‚Wembley-Tor‘ sogar ausgleichen können. War der Treffer von Geoff Hurst im Finale am 30. Juli 1966 in London umstritten, so gab es 44 Jahre später kein Vertun. Der Ball von Frank Lampard hatte am 27. Juni 2010 in Bloemfontein die Torlinie ohne jeden Zweifel überschritten. Was Millionen Zuschauer an den TV-Geräten sahen, war dem uruguayischen Unparteiischen Jorge Larrionda entgangen. Das Match hätte durch ein 2:2 zur Pause einen anderen Verlauf nehmen können. Aber auch 1966 wäre ein anderes Resultat möglich gewesen. 2010 und Bloemfontein war somit die Revanche von 1966 und London. Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit konterten die schnellen deutschen Spieler die ‚Three Lions‘ aus. Am Ende stand es 4:1 für den dreimaligen Weltmeister Deutschland (1954, 1974 und 1990) und der einmalige Titelgewinner England (1966) war aus dem Wettbewerb raus.

Begeisterung

Die am vergangenen Sonntag beim Klassiker von Deutschland gegen England zu spürende Begeisterung dürfte sich an diesem Wochenende wiederholen, wenn Manuel Neuer, Lukas Podolski, Sebastian Schweinsteiger und Kollegen auf die von der schillerndsten Trainerfigur des Turniers in 2010, Diego Maradona, aufgebotenen Topleute Lionel Messi, Carlos Teves, Gonzalo Higuain, Sergio Romero und Nicolas Burdisso treffen. Der 30. Juni 2006 ist noch vielen in guter Erinnerung, wo ein an Dramatik kaum zu überbietendes Viertelfinale zwischen zwei der großen Titelfavoriten in der normalen Spielzeit plus Verlängerung ohne Entscheidung blieb. Die sich gegenseitig auf hohem Niveau neutralisierenden Ex-Weltmeister mussten ins Elfmeterschießen, dass die Deutschen knackig für sich entschieden. Zum Schluss lautete im Berliner Olympiastadion die Bilanz 5:3 für das Team um den Keeper Jens Lehmann. Durch zwei gehaltene Elfer hatte am letzten Juni-Tag in 2006 der mit dem Ende der Bundesligasaison 2000/10 von der Fußballbühne abgetretene und durch seine Ausfälle oft umstrittene Schlussmann die vom damaligen DFB-Übungsleiter Jürgen Klinsmann gegen Oliver Kahn durchgesetzte Berufung zur Nummer 1 zwischen den deutschen Pfosten bestätigt.