München neuer Spitzenreiter

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Zehn Spieltage vor dem Abschluss der laufenden Saison dürfte eine Entscheidung bereits gefallen zu sein. Die Vergabe der „Reviermeisterschaft“. Diesen inoffiziellen Prestigetitel werden die Dortmunder den Gelsenkirchenern nach ihrer zweiten Derbypleite in der aktuellen Bundesligarunde nur noch schwer entreißen können. Das Polster von neun Zählern des FC Schalke 04 im Dauerduell mit dem BVB 09 ist bequem. Die königsblauen Fans in der Region und von den Wadersloher „Füchsen“ wird es behagen, die schwarzgelben Anhänger im Land und von den Lippstädter „Optimisten“ wird es wurmen. Die Equipe von Felix Magath muss nun zum Frankfurter Riederwald und die Crew von Jürgen Klopp empfängt den Gladbacher Namensvetter vom Niederrhein. Für die westfälischen Traditionsvereine müssten Siege drin sein.

Die Leverkusener müssen in Nürnberg gewinnen, wenn sie jetzt nicht abgehängt werden wollen.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der den Wechsel an der Tabellenspitze analysiert.

Stuttgart

Der Spieler der letzten Februar-Woche war jener Mann, den sie am Neckar Helmut nennen und der als Cacau in den Statistiken zu finden ist. Sein kompletter und klangvoller Name ist Claudemir Jeronimo Barreto. Mit acht Toren steht er in der Liste der Goalgetter zwar lediglich im Mittelfeld, doch in den letzten zwei Bundesligapartien hat der aus Brasilien stammende vierfache deutsche Nationalspieler davon sechs erzielt. Zwei Treffer beim Heimsieg über Frankfurt und vier Buden sieben Tage zuvor beim Auftritt in Köln. Überdies krönte er seine glanzvolle Serie unterhalb der Woche mit einem weiteren Tor gegen Barcelona im Achtelfinale der Champions League. Nach der Entlassung von Markus Babbel und der Berufung von Christian Gross zum neuen Übungsleiter haben die Schwaben einen beachtlichen Lauf hingelegt. Der Titelgewinner von 2007 ist mit dem Schweizer Erfolgstrainer innerhalb von neun Spieltagen vom Relegationsplatz auf dem achten Rang geklettert und hat in dieser Zeit stattliche 22 Punkte eingesammelt.

Berlin

Die Chance auf den Klassenerhalt schwindet für Berlin nach dem 0:2 gegen Hoffenheim immer mehr. Auch die Gegenwart von Bürgermeister Klaus Wowereit auf der Tribüne konnte die von Friedhelm Funkel aufgebotene Elf nicht beflügeln. Während der Kraichgauer Dorfverein mit 32 Punkten und der lösbaren Aufgabe in der heimischen Arena am Sonntagabend gegen die Mainzer wohl nicht zu den Absteigern zählen dürfte, ist vom Hauptstadtclub mit seinen bescheidenen 15 Zählern bei seiner schweren Gastrolle in Hamburg kaum ein Ausbruch aus dem Tabellenkeller zu erwarten. Die Aussicht den Meister von 1930 und 1931 bald in den benachbarten Stadien von Bielefeld und Paderborn betrachten zu können, scheint sich zu erhärten. Dann wäre die Bundesliga 20 Jahre nach der staatlichen Wiedervereinigung ohne einen einzigen Club aus den Ländern zwischen Elbe und Oder und damit zu einer rein westdeutschen Veranstaltung geworden. Wahrlich keine ermutigende Perspektive für den Fußball in Deutschland.

München

Leverkusen hat mit dem torlosen Remis im Treffen mit dem Nachbarn aus Köln auch den 24. Spieltag ungeschlagen überstanden, aber die Tabellenführung an den hartnäckigen Rivalen aus München verloren. Durch die offensichtliche Schwächephase der Farbenstädter mit zwei Unentschieden in Folge konnten die Bayern die Spitze erklimmen. Das 1:0 über die Hamburger hat ihnen in dieser Spielzeit zum ersten Mal die Tabellenführung beschert, was dem Branchenführer mit Jürgen Klinsmann auf der Bank zu keiner Zeit gelang. Nun gilt es für den Rekordmeister, in Köln den Vorsprung von zwei Punkten und seine neue Rolle zu verteidigen. Ein durchaus erreichbares Vorhaben. Wenn der Konkurrent aus dem Rheinland jetzt nicht abgehängt werden will, muss er bei den abstiegsgefährdeten Nürnbergern gewinnen. Eine neuerliche Punkteteilung wird den Männern von Jupp Heynckes nicht helfen.