Die Abwehr als Bollwerk

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die vom Trainerurgestein Jupp Heynckes betreuten Männer aus Leverkusen haben in Hamburg bei den vom früheren Liga-Wandervogel Bruno Labbadia aufgebotenen Kickern nicht schön gespielt, aber mit dem 0:0 unterstrichen, warum sie Spitzenreiter sind. Der von Hennes Weisweiler und Udo Lattek geprägte ehemalige Stürmer hat bei seiner neuen Station als Coach bisher fast alles richtig gemacht. Auffallender Mannschaftsteil des in Gladbach geborenen und heute auch noch an seiner früheren Wirkungsstätte wohnenden Instrukteurs der Fußballer des Chemiekonzerns ist die Abwehr. Sie ist nur schwer zu überwinden. Die Partie an der Elbe enthüllte, was der Ausbilder seiner Equipe aufgetragen hatte. Hinten lieber die Null als vorne eine Eins.

Der Sieg von Dortmund über Bochum hat neuen Stolz bei den BVB-Fans ausgelöst.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der den Erfolg der Borussia im kleinen Ruhrderby analysiert.

Dortmund

Die starke Defensive der Rheinländer kann zum Schlüssel zum Erfolg im Ringen um den Titel werden. Es wird somit für die Dortmunder äußerst schwer werden, bei ihrem kommenden Auftritt in der Bayer-Arena dieses Bollwerk zu knacken. Das 2:0 im Derby mit dem Bochumer Nachbarn hat die Borussen sicherlich beflügelt. Zudem hat dieses Ergebnis in der großen Gemeinde der Schwarzgelben und bei den Lippstädter „Optimisten“ neuen Stolz ausgelöst. Erfreulich für den Zehnten in der Tabelle ist das ihr aus Südamerika geholter Goalgetter Lucas Barrios seinen zweiten Treffer in der Meisterschaft erzielt hat und sich allmählich in die Mannschaft von Jürgen Klopp einfindet. Ein Remis ist bei einer konsequenten Mannschaftsleistung für die Schüler des aus Mainz stammenden Sportwissenschaftlers bei ihrem Leverkusener Gastspiel durchaus möglich.

München

Wenig an Offensive zeigten in Freiburg auch die in der aktuellen Saison selten überzeugend aufgetretenen Bayern. Trotzdem erreichten sie im Breisgau zwei Tore und einen Dreier. Ob dieser glanzlose Sieg den Übungsleiter Louis van Gaal stärken wird, bleibt ungewiss. Nach 100 Tagen als Befehlshaber an der Säbener Straße ist seine Bilanz eher durchwachsen. Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeness werden noch mehr auf die Resultate des dem Holländer anvertrauten Kaders achten. Die schnellen Rauswürfe von Felix Magath (Januar 2007) und Jürgen Klinsmann (April 2009) haben belegt, wie kurz ein Job an der Isar sein kann. Es war nach dem Debüt des autoritären Niederländers beim FCB viel Unruhe aufgekommen. Dass er mit den Stars auf dem Kriegsfuß steht, ist von seinen Engagements in Amsterdam und Barcelona bekannt. Das Gezänk mit Franck Ribery, der weg wollte, und mit Luca Toni, den er auf Zeit in die Reserve abschob und in der dritten Liga spielen ließ, haben diese Defizite des 58jährigen Pedanten auch in München offenbart.

Schalke

Obwohl die Gelsenkirchener erhebliche finanzielle Probleme haben sollen, ist ihre sportliche Rendite in der Ägide des neuen Chefs beim Vorstadtverein, Felix Magath, recht achtbar. Neun Spiele, neunzehn Punkte, der dritte Rang und nur zwei Zähler hinter dem Tabellenführer haben die vielen Anhänger der Knappen und auch die Wadersloher „Füchse“ zum Entzücken gebracht. Doch nun kommt Gefahr von ganz anders. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will den siebenmaligen Meister einem Nach-Lizenzierungsverfahren unterziehen. Es drohen den vom Fleischfabrikanten Clemens Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück als Aufsichtsratsvorsitzenden repräsentierten Königsblauen harte Sanktionen. Am Schalker Markt wird schon von einer Insolvenz gemunkelt. Sie wäre für den Fußball in Westfalen und darüber hinaus eine Katastrophe. Wie man eines solches Drama abwenden kann, hat vor Jahren der Erzrivale aus Dortmund mit einem wahren Kraftakt bewiesen. Vielleicht ruft der FCS-04-Manager Felix Magath bei seinem BVB-09-Kollegen Hans-Joachim Watzke mal an.