Ein Sieg für Jürgen Klinsmann

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Das Triumph von München über Hannover war ein Sieg für den mächtig unter Druck stehenden Coach des Rekordmeisters, Jürgen Klinsmann. Der ehemalige Trainer der Nationalmannschaft durchlief innerhalb weniger Tage ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Auf das Pokal-Aus in Leverkusen (2:4) folgte ein überzeugendes Bundesliga-Resultat (5:1) vor eigenem Publikum. Doch für die Tabellenführung hat es wieder nicht für den verwöhnten Branchenführer gereicht. Die Berliner bleiben aufgrund der drei Treffer ihres Mannes des Tages, Andrey Voronin, mit jetzt 46 Zählern und weiterhin vier Punkten Vorsprung auf dem ersten Rang. Die Hauptstädter werden die führende Position auch nach dem nächsten Spieltag behalten, egal wie ihr Treffen im Olympiastadion mit den Leverkusern ausgeht. Da hilft es dem Konkurrenten von der Isar auch nicht, bei seinem Auftritt in Bochum den vermeintlichen leichteren Gegner zu haben.

Sieht für Dortmund die Saison abgehakt.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der den Schwarzgelben lediglich noch den Titel des Ruhrgebietsmeisters zutraut.

Titelperspektiven

Gemeinsam mit den Münchenern haben die Hoffenheimer, die Wolfsburger und die Hamburger jeweils 42 Punkte auf dem Konto. An einem Titelgewinn des Neulings aus Baden-Württemberg glauben weder die eigenen Fans noch die Insider der Fußballszene, zumal die vom Unternehmer Dietmar Hopp gesponserte TSG 1899 aus dem Kraichgau in der Rückrunde einige Schwächen offenbart hat. Ebenso wenig dürften bei der Vergabe der Meisterschaft die Hamburger eine ernsthafte Rolle spielen. Absolut zu unbeständig waren die Hanseaten bislang in der zweiten Spielserie. Der Heimpleite gegen Wolfsburg (1:3) folgte eine nicht minder blamable Niederlage beim Abstiegsaspiranten in Gladbach(1:4). Skeptisch schaut der Übungsleiter des HSV, Martin Jol, schon auf Cottbus, das nun an die Elbe reisen muss. Schwer vorstellbar ist auch, ob Wolfsburg bereits jetzt das Zeug dazu hat, am Ende schon ganz vorne zu stehen. Für den Gewinn der Salatschüssel brauchen die vom Schleifer Felix Magath aufgebotenen Kicker wohl noch einen Durchlauf in der Liga mehr.

Abstiegssorgen

Die Mönche konnten sich mit ihrer Leistung im Treffen mit den Rothosen endlich vom Tabellenende lösen und das Schlusslicht an die Karlsruher abgeben. Ob es für sie noch zum Klassenerhalt reichen wird, erscheint dennoch zweifelhaft. Die Sorgen, nach nur einem Jahr die Liga wieder verlassen zu müssen, sind damit beim fünfmaligen Meister bei weitem nicht ausgeräumt. Die vom Urgestein der Trainergilde, Hans Meyer, betreuten Nachfolger der einstigen Fohlenelf mit Jupp Heynckes, Günter Netzer und Berti Vogts müssen jetzt beim rheinischen Rivalen und Mitaufsteiger in Köln antreten, der nach seiner Niederlage auf Schalke seine Anhängerschaft mit einem Dreier versöhnen will. Die beiden gefährdeten westfälischen Bundesligisten aus Bochum und Bielefeld konnten durch ihre Unentschieden in Leverkusen und daheim im Match mit Frankfurt ihre Abstände zum Tabellenkeller halten.

Ruhrgebietsmeister

Unkonzentriert, unkreativ und fehlerhaft. So lässt sich die Niederlage von Dortmund in Stuttgart beschreiben. Nun befindet sich der BVB in der unschönen Lage, zum Verdruss ihrer Fans in der Region und bei den Lippstädter Optimisten am 23. Spieltag schon die Saison abhaken zu können. 13 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge, aber neun Punkte Rückstand auf einen Platz im Uefa-Cup, da können sich die Schwarzgelben allenfalls noch mit dem Königsblauen um den inoffiziellen Titel des Ruhrgebietsmeisters balgen. Sicherlich konnte der Erzrivale aus Gelsenkirchen mit dem 1:0 über Köln wieder etwas an Boden gewinnen. Doch der achte Rang und 37 Punkte sind aber nicht der Zwischenstand, den sich die Bosse der Schalker aus benachbarten Rheda-Wiedenbrück, Josef Schnusenberg und Clemens Tönnies, und die Wadersloher Füchse von den Knappen vor den letzten elf Begegnungen ausgerechnet hatten.