Hoffenheim überflügelt München

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Was sich schon länger abzeichnete, ist nach dem 1:1 von Hoffenheim gegen Schalke zum Ende der Hinrunde Wirklichkeit geworden. Der Dorfverein aus Baden-Württemberg ist Herbstmeister. Der von Jürgen Klinsmann trainierte Favorit von der Isar hat zwar die gleiche Punktzahl wie das von Ralf Rangnick betreute Greenhorn aus der Ecke von Heidelberg, doch mit der besseren Tordifferenz konnte der Neuling den Rekordmeister knapp überflügeln. Nicht die vor der Saison vermuteten etablierten Clubs aus Bremen und Hamburg haben dem Titelverteidiger Paroli geboten, sondern ein Emporkömmling aus der Provinz, der noch vor zwei Jahren in dritten Liga spielte.

Hohes Lob für Jürgen Klopp.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der das neue Erstarken des BVB analysierte.

Schalke

Ebenso werden die von einer heftigen Krise geschüttelten Schalker in dieser Saison kaum die Equipe sein, die bei der Vergabe der Meisterschaft ein Wort mitredet, auch wenn sie mit neun Spielern den Hoffenheimern ein Remis abtrotzten. Übrigens waren die roten Karten für zwei Knappen die folgerichtige Entscheidung des Unparteiischen für die überzogene Härte der Gelsenkirchener. Der siebte Tabellenplatz und 27 Punkte sind absolut nicht das Ergebnis, was sich die Bosse am Schalker Markt zur Halbzeit der 46. Auflage der Bundesliga und für ihre erheblichen Investitionen in den Spielerkader versprochen hatten. Auch die große blauweiße Gemeinde und die Wadersloher Füchse hatten durchaus wesentlich größere Erwartungen an die Tüchtigkeit ihrer gut besoldeten Fußballer. Die Debatte über Manager Andreas Müller und Sportlehrer Fred Rutten dürfte mit dem Patt aus der letzten Begegnung nicht beendet sein, eher neu entfacht werden. Für Rauswürfe ihres Personals sind die Strippenzieher auf Schalke mit dem Kotelett-Kaiser aus Rheda-Wiedenbrück, Clemens Tönnies, und dessen treuen Adlaten im Verein an der Emscher und im Unternehmen an der Ems, Steuerberater Josef Schnusenberg, allemal gut.

Dortmund

Sicherlich ist der BVB noch nicht wieder die Spitzenmannschaft, was er zu den Zeiten seines früheren Übungsleiters Ottmar Hitzfeld ohne Zweifel über eine lange Strecke in der Liga war. Doch der im Sommer verpflichtete Coach Jürgen Klopp hat es innerhalb eines halben Jahres geschafft, die in seiner Obhut stehenden Jungs an- und aufzuheizen, und darüber hinaus ihnen jene Aggressivität zu verleihen, die in der vergangenen Saison so schmerzlich vermisst wurde. Der aus Mainz in den Ruhrpott gewechselte Sportlehrer ist ein wahrer Glücksfall für die Borussia. Die vielen Fans in der Region und auch von den Lippstädter Optimisten sind rundweg verzückt von dem Erfolg ihres neuen Lieblings auf der Dortmunder Bank. Mit dem 2:1 aus dem Match mit Gladbach haben die Männer vom Borsigplatz jetzt 29 Punkte, können entspannt in die Festtagsferien gehen und zuversichtlich auf die zweite Serie schauen. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Schwarzgelben ist zudem der mit zwei Punkten mehr auf dem Konto vor dem königsblauen Erzrivalen errungene sechste Rang.

Kult-Reporter

Dagegen haben die zwei anderen Mannschaften aus der Region, Bochum und Bielefeld, eine schwere Rückrunde vor sich, wenn sie in den Sonntagsspielen am 1. Februar in den zweiten Durchgang starten. Der 14. Platz für die Arminia und der vorletzte für den VfL sind riesige Hypotheken, die auf die westfälischen Vereine während der überlangen Spielpause von über sieben Wochen lasten. Wenn die Unterbrechung in der Liga beendet ist, wird eine vielen Fußballfreunden in der Region in 36 Jahren vertraut gewordene Hörfunk-Stimme nicht mehr über den Sender gehen. Mit dem Spiel von Bochum gegen Köln (1:2) hat sich Kultreporter Manni Breuckmann in die Altersteilzeit verabschiedet. Sein durchdringendes, aber doch unaufgeregtes „Toor in Dortmund“, „Toor auf Schalke“ oder auch „Toor in Bochum“ wird nicht nur den Lippstädter Optimisten und den Wadersloher Füchsen fehlen. Der Mann vom WDR ist mit seinen Beiträgen von den Fußballplätzen zwischen Rhein und Weser zu einem glaubhaften Botschafter des Fußballs geworden.