Jubel in Bielefeld – Entsetzen in Nürnberg

Veröffentlicht am 

 von 

 in 

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Während Arminia Bielefeld beim VfB Stuttgart ein Remis reichte, bedeutete die Niederlage des 1. FC Nürnberg vor eigenem Publikum gegen den FC Schalke 04 den siebten Abstieg aus der Eliteliga der Kicker. Was sich schon zur Jahreswende beim Club abzeichnete, wurde jetzt am letzten Spieltag der Saison in der Bundesliga grausame Wirklichkeit für die Franken. Damit begleitet der neunmalige Meister vierzig Jahre nach dem letzten Gewinn der Schale die Hansa aus Rostock und die Zebras aus Duisburg auf den bitteren Gang in das Unterhaus des Fußballs.

München, Dortmund und Schalke im kritischen Blick.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba.

Bayern München

Tränen rollten auch in München, wo sich mit dem Sportlehrer Ottmar Hitzfeld und dem Torsteher Oliver Kahn zwei große und erfolgreiche Männer des Sportes von ihren Fans verabschiedeten. Der erfolgreichste Vereinstrainer im deutschen Fußballsport und künftige Nationalcoach der Schweiz konnte bei seinem letzten Auftritt im Münchener Stadion seine Emotionen nicht mehr unterdrücken. Mit dem Gewinn von Meisterschaft und Pokal ist dem auch in Dortmund mit dem Sieg in der Champions-League (1997) und den beiden Titeln in der Bundesliga (1995 und 1996) siegreiche Übungsleiter bei seinem zweiten Engagement an der Isar ein großartiger Abgang gelungen. Es wird für seinen Nachfolger Jürgen Klinsmann schwer werden, diese Erfolge zu erreichen, zumal der Rückkehrer aus Kalifornien über keinerlei Erfahrungen als Chef einer Vereinsmannschaft verfügt. Klar ist aber auch: Auf dem Weg zurück zu internationaler Größe sind die Bayern in dieser Saison allenfalls in Trippelschritten vorangekommen. Wer sich bereits im wahrlich nicht hochkarätig besetzten Uefa-Cup von Runde zu Runde würgt und das Finale verfehlt, wird in der Champions-League sicher schon sehr viel früher Probleme bekommen.

Borussia Dortmund

Eine gruselige Saison hat der BVB gespielt, auch der Einzug in das Pokalendspiel gegen München kann dies nicht überdecken. Der dürftige 13. Rang nach der Beendigung von 34 Bundesligabegegnungen ist für seine Ansprüche absolut zu wenig. Die große Schar der treuen Fans von Borussia Dortmund in der Region und von den Lippstädter Optimisten hat von ihrem Verein wesentlich mehr erwartet. Was die Männer von Thomas Doll noch mehr schmerzen sollte als der indiskutable 13. Platz, ist die Stagnation der Teamentwicklung. Der Mannschaft fehlt noch immer eine belastbare Hierarchie, aber auch taktische Disziplin und spielerische Reife. Es ist schon eine Schmach für Dortmund, die Spielzeit hinter den Revierrivalen aus Gelsenkirchen und Bochum beenden zu müssen. Schon der neunte Rang vor Jahresfrist war eine bescheidene Ausbeute. Nach dem neuerlichen Verdruss über das Abschneiden in der Meisterschaft werden personelle Konsequenzen an der Dortmunder Strobelallee wohl nicht ausbleiben. Ob sie jedoch auch die richtigen sein werden, muss nach den bisherigen Personalentscheidungen und den auffallend erfolglosen Trainerverpflichtungen von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bezweifelt werden.

Schalke 04

Sicherlich liegen die Königsblauen vom Schalker Markt mit ihrem dritten Platz und 24 mehr errungenen Punkten deutlich vor den Schwarzgelben vom Dortmunder Borsigplatz. Doch auch sie konnten die gewaltigen Hoffnungen ihrer ebenso großen Gemeinde der Bewunderer in Deutschland und von den Wadersloher Füchsen nicht erfüllen. Der unrühmliche Rauswurf von Mirko Slomka hat auch nicht zu einer direkten Qualifikation für die Champions-League geführt. Ob neuem Mann auf dem Schleuderstuhl beim Vorortverein, dem Niederländer Fred Rutten, mehr gelingen wird, muss bei dem schwierigen Umfeld der Knappen und der Ungeduld in der Vereinsspitze mit dem selbstherrlichen Präsidenten Josef Schnusenberg aus dem benachbarten Rheda-Wiedenbrück zumindest hinterfragt werden. Vielleicht braucht Schalke aber nur eine professionellere Vereinsführung mit realistischeren Ansprüchen.