Freude und Fragen

Anmerkungen zum Pokalfinale von Hans Zaremba

Der BVB hat mit einer guten Vorstellung vor einem Millionen-Publikum im Pokal sein zuletzt beschädigtes Ansehen beträchtlich verbessern können. Auch wenn Dortmund das Finale gegen München verloren hat, brauchen sich die von Thomas Doll aufgebotenen Männer mit der von ihnen gezeigten Leistung nach dem 1:2 nicht zu verstecken. Die Gratulation gebührt den Bayern. Sie haben auf dem Weg zum Tripel (Uefa-Cup, Meisterschaft und Pokal) mit dem 14. Pokalerfolg nicht nur den ersten von drei möglichen Titeln des Jahres 2008 gewonnen, sie nehmen auch im Deutschen Pokal in der „ewigen Siegerliste“ ungefährdet den ersten Rang ein. Der Zweite dieser Statistik, Werder Bremen, liegt mit fünf Triumphen schon deutlich dahinter.

Schwarzgelb dominierte das Berliner Stadtbild.Unzählige BVB-Anhänger waren schon am Vortag auf den Berliner Boulevards zu sehen, noch mehr von ihnen trafen am Spieltag in der Hauptstadt ein, wie auf dem Breitscheidplatz.

Beeindruckt

Beeindruckt zeigte sich bei der Rückkehr aus Berlin der Vorsitzende der Lippstädter BVB-Freunde, Bernhard Scholl, über das großartige Flair vor und nach dem Pokalendspiel. „Die schwarzgelben Fans haben ihren Ruf als hervorragende Botschafter der Borussia wieder einmal vorbildhaft bestätigt“, beschreibt der örtliche Oberborusse seine Empfindungen über den Trip in die Hauptstadt. Die von den Dortmunder Sympathisanten – mit etlichen Lippstädtern, die mit den OPTIMISTEN im Bus, mit der Bahn und dem Auto an die Spree gekommen waren – in Berlin verbreitete Stimmung muss fantastisch gewesen sein, was auch am Tag dem Match noch an der Lippe zu spüren war. Für jeden, der die Chance hatte, eines der begehrten Tickets zu ergattern und das Spiel live im Olympiastadion verfolgen zu können, wie die Lippstädter hinter dem Marathontor, wird dies eine dauerhafte Erinnerung bleiben. Aber auch das ganze Drum und Dran war imponierend. Bereits am Tag vor dem Spiel waren auf den großen Boulevards – Unter den Linden und Kurfürstendamm – viele mit schwarzgelben Utensilien geschmückte Freunde des Finalisten aus Dortmund zu sichten.

Schwarzgelb beherrscht die S-Bahn.Vom Busparkplatz auf dem Messegelände in Berlin fahren die Lippstädter OPTIMISTEN mit anderen BVB-Anhängern gemeinsam zum Olympiastadion.

Spiegelbild

Eine stattliche Zahl von ihnen war schon 1989 dabei, als Borussia Dortmund nach der langen Durststrecke von 23 Jahren mit dem 4:1 über Werder Bremen im Cupfinale wieder einen Titel errang und eine ähnliche Begeisterung in der damals noch geteilten Stadt vorhanden war. Das Pokalfinale von 2008 hat erneut gezeigt, dass Dortmund die größte Anhängerschaft im deutschen Fußball mobilisieren kann. Es waren nicht nur die im Stadion registrierten 30.000 BVB-Fans nach Berlin gekommen. Schätzungen gehen von der doppelten Größe aus. Die keine Karte hatten, sahen sich das Spiel in den unzähligen Berliner Kneipen und auf der wieder installierten Fanmeile am Brandenburger Tor an. Das schwarzgelbe Meer von Berlin war ein Spiegelbild der gesamten BVB-Saison. Selbst in der aktuellen Ligarunde, wo die Borussia im Niemandsland der Tabelle vor sich herdümpelt, kommen noch an die 70.000 zu den Heimspielen in das ehemalige Westfalenstadion. Ein Umstand, der sich nur schwer erklären lässt.

Tolle Kulisse im Stadion.30.000 Fans des schwarzgelben Fußballs hatten Eintrittskarten für das Pokalfinale mit ihrer Borussia bekommen.

Fragen

Bei aller Freude über den guten Eindruck des BVB in Berlin bleiben aber viele Fragen offen. Warum schaffen die Borussen es nicht, in der Bundesliga über einen längeren Zeitraum eine konstante Leistung zu zeigen, die den Ansprüchen des Dortmunder Fußballs gerecht wird? Mit welchem Konzept will der Coach die letzten Spiele in der Saison bestreiten? Welche Chancen hat die Mannschaft, demnächst im Uefa-Cup zu bestehen? Und mit wem als Übungsleiter will Dortmund überhaupt in die nächste Spielzeit gehen? Die Gerüchte über eine Ablösung von Thomas Doll verstummen nicht. Die in der Winterpause erfolgte Vertragsverlängerung des Mannes auf der Bank hat auch zu keiner Entspannung in der Trainerfrage geführt. Die Abläufe aus 2006/2007 sind noch präsent, wo das Management von Hans-Joachim Watzke mit Bert van Marvijk, Jürgen Röber und Thomas Doll gleich drei Sportlehrer nacheinander in einer Spielzeit für die Kicker engagieren musste.

Fragen zur Zukunft des BVB nach Berlin.Anmerkungen zum Pokalfinale von Hans Zaremba.