Blauer Jubel und gelbe Verzagtheit

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Königsblauer Jubel und schwarzgelbe Verzagtheit. Nicht unterschiedlicher hätten die Bilanzen der beiden westfälischen Bundesligisten aus Gelsenkirchen und Dortmund nach der ersten englischen Woche in der noch jungen Bundesligasaison sein können. Während die Schalker mit den Siegen über Bielefeld (3:0) und in Duisburg (2:0) klare Erfolge einfuhren, mussten die Dortmunder in Berlin (2:3) und vor eigenen Publikum gegen Hamburg (0:3) schmerzvolle Niederlagen hinnehmen. Damit haben die von Mirko Slomka trainierten Männer ihren Anspruch auf einen vorderen Rang nachhaltig unterstrichen und die von Thomas Doll gecoachten Kicker mussten sich vorerst (und vielleicht auch für den Rest der Saison) von ihren Träumen auf einen Platz für den Uefa-Cup verabschieden.

Mutlosigkeit in Dortmund

Dabei hatte es für den BVB nach seinen drei Siegen in Folge über Cottbus (3:0), Rostock (1:0) und Bremen (3:0) wirklich gut ausgesehen. Doch innerhalb weniger Tage kehrte in Dortmund wieder jene Mutlosigkeit ein, die bereits nach dem vermurksten Saisonstart mit den Niederlagen gegen Duisburg (1:3) und auf Schalke (1:4) am Borsigplatz offenbar wurde. Diese Gedrücktheit und ihren Groll präsentierten am Dienstagabend auch die Fans des sechsfachen Meisters, die zum Teil schon vor dem Abpfiff das ehemalige Westfalenstadion verließen. Die Geduld der großen BVB-Gemeinde wird nicht mehr lange anhalten, wenn nicht bald ein fühlbarer Ruck durch das Dortmunder Bundesligateam geht, wie dies der Lippstädter Oberborusse Bernhard Scholl nach der neuerlichen Pleite seines Clubs zutreffend bemerkte. Auch der nächste Spieltag lässt nicht viel Gutes erwarten, wenn die Borussen beim Aufsteiger in Karlsruhe antreten müssen. Die Badener gewannen immerhin am Mittwoch ihr Auswärtsspiel in Frankfurt. Ganz anders ist derzeit die Stimmung beim benachbarten Erzrivalen, der neben den führenden Münchener der einzige Club ist, der in dieser Spielzeit noch ohne Niederlage ist. Wer bislang geglaubt hat, dass sich der zweite Platz aus der letzten Spielzeit beklemmend auf die Seelenlage des Vizemeisters auswirken würde, wird die Richtigkeit seiner Einschätzung zu den Schalkern spätestens nach dem jüngsten Spieltag prüfen müssen.

Aufwind an der Küste

Die beiden beachtlichen Siege der Hansa aus Rostock bei der Hertha in Berlin und im Ostseerund über die Zebras aus Duisburg haben an der Küste einen kräftigen Aufwind ausgelöst. Der kommt für die von Frank Pagelsdorf betreuten Jungs gerade zum richtigen Zeitpunkt, wo sie im nächsten Match den Meister aus Stuttgart empfangen. Wollen sich die Leute aus Mecklenburg im kommenden Sommer nicht wieder aus dem Kreis der deutschen Fußballelite verabschieden, müssen sie auch den von Armin Veh begleiteten Profis eine Niederlage bescheren. Doch durch sein 1:0 über Bochum sind die Schwaben zurück auf die Spur gekommen und haben jetzt zehn Punkte. Das kommende Spiel wird eine Bewährungsprobe für den Neuling aus Rostock.

Souveränität in München

Der von seinem Resultat und den Spielanteilen ganz und gar anschauliche Sieg von 4:1 des Spitzenreiters in Karlsruhe und der folgende eindeutige Heimerfolg der Bayern von 5:0 über Cottbus sind weitere Beweise für die augenblickliche Souveränität der Münchener. Nun muss die Auswahl des Rekordtitelträgers in Leverkusen antreten. Die Farbenstädter holten gerade einen Sieg in Nürnberg und brachten dadurch die Franken auf einen Abstiegsplatz. Mit ihren dürftigen fünf Punkten liegt der Pokalsieger jetzt auf dem vorletzten Platz und schon hinter Hansa Rostock, lediglich Cottbus als Schlusslicht mit zwei Zählern ist noch schwächer. Auf den sportlichen Leiter der Nürnberger, Hans Meyer, kommt zwangsläufig viel Arbeit zu. In Bochum wartet jetzt auf den Traditionsclub aus der Noris eine schwere Aufgabe, um aus dem Tabellenkeller zu kommen.