Dortmund am Abgrund

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Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Nach der völlig untauglichen Leistung von Borussia Dormund bei Arminia Bielefeld steht der Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet am Abgrund. Der vorletzte Platz und ein Punkt Abstand zum den rettenden 15. Rang sind für die Verantwortlichen und Kicker am Borsigplatz ein schrilles Alarmzeichen. Wenn nicht sofort ein Umdenken in den Köpfen der Spieler des BVB einsetzt, wird der zweite Bundesligaabstieg der Dortmunder nicht mehr zu vermeiden sein. Offenkundig haben aber einige der hoch bezahlten Profis den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt, sonst hätten sie am letzten Spieltag am Teutoburger Wald eine wesentlich bessere Leistung abgeliefert.

Hilflosigkeit des Thomas Doll

Diese Einschätzung war auch die überwiegend vorherrschende Meinung der Lippstädter OPTIMISTEN, die in ihrem Vereinslokal auf einer Großleinwand das ereignisarme Westfalenderby zwischen Bielefeld und Dortmund verfolgt hatten. Dass nach einem Abstieg nicht unmittelbar ein Wiederaufstieg folgen wird, belegen zahlreiche Entwicklungen anderer Clubs und auch die Geschichte des eigenen Vereins. Als die Dortmunder 1972 zum ersten Mal die Eliteliga verlassen mussten, hat es immerhin vier Jahre gedauert, bis sie wieder in ihr mitspielen durften. Ohne einen Dreier der von Thomas Doll betreuten Mannschaft im nächsten Spiel (bei Alemania Aachen) wird sich der Niedergang der Schwarzgelben aus dem Ruhrpott fortsetzen. Ob jedoch der ehemalige Hamburger Trainer die ihm anvertraute Auswahl überhaupt erreicht, erscheint zweifelhaft. Die Hilflosigkeit des aus Mecklenburg-Vorpommern stammenden Coachs, die bereits bei seinem vorherigem Engagement bei den Hanseaten zu beobachten war, setzte sich jetzt auch auf der Bank der Dortmunder fort. Offenbar war für ihn die Pause nach seinem Rauswurf beim HSV und seinem Dienstbeginn beim BVB zu kurz.

Manager ohne Format

Jetzt rächt sich auch die unprofessionelle Arbeit von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Besetzung der Trainerposition (mit dem dritten Mann in der laufenden Saison) und die mangelhafte Tätigkeit von Sportdirektor Michael Zorc bei der Zusammenstellung des Kaders (zu viele Spieler mit Söldnermentalität). Verantwortlich für die offenkundige Misere beim BVB (29 Punkte und dem negativen Torverhältnis von neun Treffern) sind nicht die ehemaligen Übungsleiter (Bert van Marwijk und Jürgen Röber) und der aktuelle Trainer (Thomas Doll), sondern vorwiegend die beiden Manager auf der Dortmunder Brücke (Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc). Augenscheinlich verfügen sie nicht über das Format, was in der Bundesliga verlangt wird. Erfolgreicher waren dagegen die Hamburger, die sich unterdessen mit dem Doll-Nachfolger Huub Stevens aus dem Unterhaus verabschiedet haben und nun mit 32 Punkten und drei Toren plus auf der Habenseite den zehnten Tabellenplatz einnehmen.

Spannung auch an der Spitze

So spannend wie es derzeit im Unterhaus der Liga zugeht, ist auch die Lage an der Tabellenspitze. Es ist lange noch nicht entschieden, wer zum Ende der Saison mit der Meisterschale ausgezeichnet wird. Bremen und Gelsenkirchen werden sich auch in den kommenden Wochen ein interessantes Duell um den Titel liefern. Die Königsblauen können sich freuen, dass sie nach ihrer Niederlage in München nicht von den Grünweißen auf dem ersten Platz abgelöst wurden. Das Unentschieden der Bremer bei den Cottbusern reichte nicht aus. Sie haben mit 61:33 zwar das erheblich bessere Torverhältnis gegenüber dem Spitzenreiter (42:27), aber nach der verpassten Möglichkeit in der Lausitz weiterhin zwei Punkte Rückstand. Übrigens müssen sowohl Werder (am 15. April) als auch Schalke (12. Mai) noch in Dortmund antreten. Keine leichte Aufgabe für die arg gebeutelten Borussen, die in diesen beiden Spielen auch mit dem Besuch und der Unterstützung ihrer Fangemeinschaft aus Lippstadt rechnen können.