Dortmund im Abstiegsstrudel

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Was sich schon seit einigen Wochen abzeichnete, ist nach dem kampfbetonten „kleinen Revierderby“ und der Niederlage von Borussia Dortmund beim VfL Bochum nun zur Gewissheit geworden. Der sechsmalige Meister befindet sich im Abstiegsstrudel. Jetzt wird jede der noch neun ausstehenden Begegnungen für die Männer vom BVB 09 zu einem wahrhaftigen Schicksalsspiel. Das nächste Match gegen den Tabellenfünften aus Nürnberg muss unbedingt gewonnen werden, sonst werden die Borussen voraussichtlich schon am Wochenende auf einem Abstiegsplatz landen.

Fatale Bilanz des BVB

Nach der fatalen Bilanz von sechs Niederlagen und nur zwei Siegen in den bislang acht Spielen der Rückrunde muss sich der Geschäftsführer der Dortmunder, Hans-Joachim Watzke, fragen lassen, ob es klug war, Trainer Bert van Marwijk zur Hälfte der Saison zu entlassen und ihn durch eine halbjährige Interimslösung (Jürgen Röber) zu ersetzen? Offensichtlich ist ein guter mittelständischer Unternehmer noch lange kein Fußballkundiger. So etwas braucht aber ein Bundesligist, wenn er sportliche Erfolge aufweisen und seine treuen Gefolgsleute für den Verein begeistern will. Das die vielen jedes Wochenende ihre Borussia begleitenden Anhänger mehr als bedient sind, wurde zuletzt nach der Niederlage beim Nachbarn in Bochum deutlich, als sie ihrem Ärger lautstark Luft verschafften. Nun befürchten die Bosse an der Strobelallee, dass ihnen im Spiel gegen Nürnberg die Fangemeinde auf der Südtribüne mit den OPTIMISTEN aus Lippstadt wegbrechen und den schwarzgelben Kickern die notwendige Unterstützung verweigern wird.

Zehn Abstiegskandidaten

Dass sich gegenwärtig über die Hälfte der Bundesligavereine mehr oder weniger im Abstiegskampf befinden, ist ein auffälliges Bild nach dem 25. Spieltag. Der Tabellenneunte (Aachen) hat nach dem Auswärtssieg in Cottbus 30 Punkte und der Tabellenletzte auf dem 18. Rang (Mönchengladbach) konnte nach dem Heimerfolg über Berlin bisher 24 Zähler einfahren. Da zwischen liegen Mainz (Platz 10 und 30 Punkte), Wolfsburg (11/29), Hamburg (12/28), Dortmund (13/28), Cottbus (14/28), Bochum (15/27), Frankfurt (16/27) und Bielefeld (17/26). Das dürfte ein äußerst spannendes Rennen werden, wer im Oberhaus bleiben wird. Für den einen oder anderen Verein wird die Saison mit einer bösen Überraschung enden. Vielleicht kommt es zuvor erneut noch zu hastigen Wechseln auf den Trainerbänken. Die Nerven bei einigen Vorständen scheinen blank zu liegen, was durch die überraschende Berufung von Christian Ziege als Nachfolger von Peter Pander zum Sportdirektor bei Mönchengladbach wieder einmal offensichtlich wurde.

Zweikampf um die Spitze

Durch die Remis mit jeweils 1:1 von Schalke in Hannover und Bremen in München zeichnet sich bei der Vergabe des Titels ein Zweikampf zwischen den Königsblauen von der Emscher und den Grünweißen von der Weser ab. Momentan führen die Schützlinge von Mirko Slomka mit 50 Punkten die Tabelle an, während die von Thomas Schaaf betreuten Fußballer mit 47 Zählern vor Stuttgart (46) und Bayern (44) den zweiten Rang einnehmen. Zwei Punkte aus den letzten vier Spielen für die Schalker sind zu wenig, um als klarer Favorit in die letzten neun Spiele des Titelkampfes zu gehen. Da scheint sich Werder nach der vorübergehenden Talfahrt mit drei Niederlagen in Folge wieder erholt zu haben. Nach dem deutlichem 3:0 über die Bochumer am vorletzten Spieltag konnten die Bremer jetzt aus dem Sonntagsspiel bei den Münchnern ein verdientes Unentschieden mitnehmen. Am kommenden Spieltag hat Bremen gegen Mainz mit Blick auf Schalke gegen Stuttgart die nach der Papierform wesentliche leichtere Aufgabe. Möglicherweise rücken die beiden führenden Vereine in der Tabelle wieder ganz nah beisammen. Wohl nur noch geringe Chancen dürften der Dritte Stuttgart nach dem matten 0:0 gegen Wolfsburg mit 46 Punkten und der Vierte München infolge des bitteren 1:1 gegen Bremen mit 44 Zählern in der Meisterschaft haben.