Ausgabe 7/2006

Schwarzgelbe Geschichten

Ferdinand Fabra und seine Stationen

BVB-Historie im Lippstädter BVB-Journal

Mit Ferdinand Fabra vollendete am 8. Oktober ein Mann sein 100. Lebensjahr, der sich sowohl als Pädagoge als auch als Fußballtrainer vielfältige Verdienste erworben hat und auf eine bemerkenswerte Lebensleistung zurückblicken kann. Obwohl ihn seine Laufbahn als Fußballtrainer zu vielen Stationen und in verschiedene Städte (so auch zu Borussia Dortmund) führte, ist der Werdegang des heute im Hamburg bei seinem Sohn lebenden Turn- und Sportlehrers Ferdinand Fabra sehr eng mit Lippstadt und dem Ostendorfgymnasium verbunden.

Geseke und Lippstadt

Als drittes von zehn Kindern des selbständigen Textilkaufmanns Wilhelm Fabra und der Ehefrau Paula wurde Ferdinand Fabra am 8. Oktober im benachbarten Geseke geboren. Von der Geseker Bürgerschule führte sein Weg als Schüler bereits an die Lippe und auf das Lippstädter Ostendorfgymnasium. Dadurch entstand eine Verbindung, die für ihn nach seiner Zeit als Pennäler auch in späteren Jahren als ausgebildeter und aktiver Pädagoge und darüber hinaus auch als Pensionär bestehen bleiben sollte. Nach der Reifeprüfung an der Lippstädter Oberschule nahm der Abiturient in Berlin an der deutschen Hochschule für Leibesübungen das Studium für die Ausbildung zum Diplomsportlehrer mit seinen Lieblingsdisziplinen Fußball, Tennis und Schwimmen auf.

Coburg und Finnland

Als er im April 1931 sein Examen bestanden hatte, war Ferdinand Fabra bereits Trainer beim VfB Coburg 07. Kurz darauf gehörte er schon mit dem späteren Bundestrainer Sepp Herberger zum Stab der deutschen Fußballlehrer unter Leitung des damaligen Chefs Otto Nerz. Als Leihgabe des Deutschen Fußballbundes (DFB) übernahm er für die 1936 in Berlin durchgeführte Olympiade die Betreuung der Fußballer aus Finnland. Es folgte ein Engagement beim Schlesischen Fußballverband und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Einberufung in die Wehrmacht.

Region und BVB

Nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft heuerte der Sportlehrer für die Entlohnung durch Naturalien bei verschiedenen Bezirksligisten in der Region (auch in Geseke und Lippstadt) an. Es war die Dortmunder Fußballikone August Lenz, auf die im März 1947 die Verpflichtung von Ferdinand Fabra als Trainer der Borussia zurückging. Wenige Monate später gab es für die Schwarzgelben die erste Meisterschaft in ihrer Geschichte zu feiern, als sie in einem legendären Spiel am Schloss Strünkede in Herne den FC Schalke 04 im Kampf um die „Westfalenmeisterschaft“ mit 3:2 besiegten. Mit Ablauf der Saison 1947/48 endete die gute Zusammenarbeit zwischen dem Chef auf der Bank und den Verantwortlichen des Vereins vom Borsigplatz. Die Borussen konnten – so war die Situation damals – ihrem Coach keine angemessene Wohnung zur Verfügung stellen.

Verbindung zum BVB

Der Beziehung zu Borussia Dortmund tat dies keinen Abbruch, was zuletzt der Kapitän der Europapokalsiegerelf von 1966, Wolfgang Paul, mit seinem Besuch beim Empfang aus Anlass des 100. Geburtstages des ehemaligen Coach des BVB im Lippstädter Hotel „Drei Kronen“ unter Beweis stellte. Nach weiteren Trainerstationen war Ferdinand Fabra von 1954 bis 1978 an seiner früheren Schule – am Ostendorf – als Sportlehrer tätig. Als am 5. Mai 2000 im Lokal „Zum Krug“ der Lippstädter BVB-Fanclub aus der Taufe gehoben wurde, gehörte Ferdinand Fabra neben den beiden ehemaligen Nationalspielern Lothar „Emma“ Emmerich und Alfred „Aki“ Schmidt zu den Paten der späteren OPTIMISTEN. Dabei fand der mit 93 Jahren älteste Teilnehmer viele lobende Worte für die Begeisterung der Lippstädter BVB-Fans, „in diesen nicht einfachen Zeiten für die Borussia diesen Kreis zu bilden“ und bezog sich auf die damalige Situation des BVB 09 im Bundesligaabstiegskampf.

Hans Zaremba