Von Lippstadt nach Dortmund und zurück

Hans Zaremba über den Besuch eines Bundesligaspiels

Es muss schon eine besondere Begegnung sein. Nicht anders ist das auffallende und anhaltende Interesse der Lippstädter Freunde des Fußballs an der Paarung der Dortmunder Borussia gegen den Hamburger Sportverein zu erklären. So war es auch in diesem Jahr, wo sich bei schönstem Sommerwetter mit den Lippstädter OPTIMISTEN auch einige heimische Fans des hanseatischen Traditionsclubs mit auf den Weg in das ehemalige Westfalenstadion machten.

Treffpunkt im Vereinslokal.Abgabe der Tickets durch den Lippstädter Oberborussen Bernhard Scholl (rechts).

Wetten zum Ausgang

Es war wie immer. Der Bus, der aus Mantinghausen mit den „Ballermännern“ kam, sollte am Samstag gegen 12.00 Uhr vor dem Vereinslokal der OPTIMISTEN, „Jathe`s Kegelbahnen“, eintreffen. Schon kurz nach 11.00 Uhr konnte der Wirt der beim Amtsgericht im Register erfassten BVB-Anhänger, Roland Jathe, die ersten Besucher des Bundesligaklassikers aus Lippstadt begrüßen. Unter der Begleitung von einstimmenden Borussia-Songs erhielten sie vom Vorsitzenden der Lippstädter BVB-Gemeinschaft, Bernhard Scholl, ihre Tickets für das Spiel der Dortmunder gegen die Hamburger. Als der Omnibus mit einer Verspätung von 20 Minuten und gut 20 Fußballbegeisterten aus dem benachbarten Kreis Paderborn endlich in der Nußbaumallee eintraf und die Lippstädter zugestiegen waren, wurden schnell Wetten auf den Ausgang der Begegnung abgegeben. Sie reichten von einem torlosen Remis über einen Auswärtserfolg der Rothosen bis zu einem deutlichem Sieg der Schwarzgelben von 3:0.

Warten auf den Bus.Kurz vor dem Eintreffen der „Ballermänner“ aus Mantinghausen spekulieren noch einige OPTIMISTEN auf einen hohen Sieg ihres BVB.

Seminar am Haarstrang

Unterdessen haben sich sie die samstäglichen Wallfahrten der vielen Begleiter der Borussia aus der Region in ihren Dortmunder Fußballtempel gewissermaßen zu einem Kult entwickelt. Dazu gehört auch ein Stopp auf der Raststätte „Haarstrang“, wo sich viele der Fangemeinschaften mehr oder weniger zu einem festen Treffen verabredet haben und letzte Einschätzungen vor den Spielen ihrer Dortmunder austauschen. Man kann sich oftmals nicht des Eindrucks erwehren, als würde dort gerade ein Seminar mit vielen vermeintlichen Kollegen des Übungsleiters des BVB, Bert van Marwijk, stattfinden. So detailliert werden hier die taktischen Einstellungen von einer 4-2-4-Formation über das Aufgebot von vier Abwehrspielern, vier Mittelfeldakteuren und zwei Sturmspitzen bis zum alten WM-System mit zwei Verteidigern, drei Läufern und fünf Stürmern diskutiert.

Gute Stimmung im Omnibus.Eine Momentaufnahme während der Fahrt über die Autobahn nach Dortmund.

Brauchtum in Dortmund

Zum Brauchtum der Spielbesuche in Dortmund gehören inzwischen auch die festen Parkplätze der aus der gesamten Bundesrepublik in die Ruhrgebietsmetropole reisenden Busse. Eigentlich haben auch die „Ballermänner“ aus Mantinghausen und die OPTIMISTEN aus Lippstadt seit Jahren auf dem Stellplatz J eine feste Bleibe für ihr Fahrzeug. Doch bei ihrer letzten Tour waren sie infolge der schon in Lippstadt eingetretenen Verzögerung verspätet dran und mussten mit einer anderen weiter liegenden Parkbucht Vorlieb und zudem einen längeren Weg zu ihren reservierten Plätzen im Stadion nehmen. „Dadurch hatten wir diesmal auch keine Gelegenheit mehr, mit den Hamburger Sportvereins-Freunden zu sprechen, was sonst immer ein festes Ritual war“, so der Lippstädter Chefoptimist Bernhard Scholl. In der mit 80.708 Zuschauern ausverkauften Manege fand der übliche Ablauf statt. Auf den Stehplatzrängen der 25.000 Beobachter fassende Südtribüne kennen sich viele der Besucherinnen und Besuchern schon sehr lange und man begrüßt sich hier freundschaftlich mit einem Handschlag. Viele von ihnen haben auf dem größten Stehplatzpodest in Europa seit Jahren ihren festen Stammplatz, nicht selten durch eine Dauerkarte für die Heimspiele ihres BVB abgesichert.

Spannung vor dem Spiel.Ein Blick auf die Südtribüne im ehemaligen Westfalenstadion.

Fahnenparade auf dem Rasen

Unten auf dem grünen Platz hat inzwischen Norbert Dickel, erfolgreiche Sturmspitze der Dortmunder Pokalsiegerelf von 1989 in Berlin und heute als Stadionsprecher in den Diensten der Borussia, die Regie übernommen. Er ist es, der mit der Sportstudiolegende Dieter Kürten noch ein Interview führt und dabei ein soziales Projekt vorstellt, und die Mannschaftsaufstellungen der beiden Bundesligaaufgebote des BVB und HSV aufruft. Bevor es endlich losgehen kann, findet die obligatorische Fahnenparade auf dem Rasen und das Ausrollen des Traditionsbanners des Ballspielvereins Borussia 09 statt. Um Punkt 15.30 Uhr folgt der Anpfiff der 78. Bundesligabegegnung zwischen dem Verein vom Dortmunder Borsigplatz und dem Club vom Rothenbaum.

Freude über den Sieg.Jubel nach dem Erfolg über den HSV bei den OPTIMISTEN bei einem Stopp auf der Rückfahrt nach Lippstadt.

Ein besonderes Ereignis

Mussten die Dortmunder noch vor zwei Jahren an gleicher Stelle mit 0:2 eine herbe Niederlage hinnehmen, so konnten sie sich in diesem Jahr nach dem vorjährigen 1:1 über einen 1:0 Erfolg freuen. Doch, was die Akteure auf den Spielplatz in den neunzig Minuten abgeliefert haben, war einfach zu wenig, was ein treuer Fußballfan von den hoch bezahlten Bundesligaprofis erwarten kann. Ärgerlich war insbesondere die erste Halbzeit, wo überhaupt kein richtiges Spiel aufkommen wollte. Erst die zweite Hälfte versöhnte die über 50 Mitfahrer, abgemildert durch das 1:0 der Dortmunder in 82. Minute, aus Mantinghausen und Lippstadt mit den Darstellern auf dem Spielfeld. Unabhängig von diesem nicht gerade befriedigendem Match war es für eine Reihe von erstmaligen Besuchern ein besonderes Ereignis, einmal das ganze Drum und Dran einen Bundesligaspiels selbst vor Ort erleben zu können. Die ersten Bestellungen für Karten zu den nächsten Fahrten der OPTIMISTEN zu den Spielen des BVB gegen die Bochumer und den neuen Tabellenführer aus Berlin konnte Vorsitzender Bernhard Scholl noch auf der Rückfahrt von Dortmund nach Lippstadt entgegennehmen.

Ausklang nach der Rückkehr aus Dortmund.Zum letzten Gedankenaustausch nach einem großen Fußballtag in Dortmund treffen sich die OPTIMISTEN in ihrem Vereinslokal.