Zwei grundverschiedene Turniere

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Während sich die Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz eines großes Interesses in den Stadien und ebenso während der Live-Übertragungen vor den Fernsehern erfreut, ist am letzten Sonntag in den USA mit der Klub-Weltmeisterschaft das umstrittenste Fußballturnier des Jahrzehnts beendet worden. Eine Veranstaltung, die im Wesentlichen die Einwände gegenüber dem vom schweizerischen Boss der Fifa, dem Weltfußballverband, Gianni Infantino, initiierten Schauspiel bestätigt hat. Diesen Verriss kann auch das rein europäische Finale des Weltturniers der Vereine zwischen dem FC Chelsea aus London und Paris Saint-Germain (3:0) nicht kaschieren.

Hans Zaremba über die Klub-WM und Frauen-Euro

Blickt auf zwei unterschiedliche Fußballturniere:
Sie beschreibt der Chronist der Lippstädter BVB-Fans, Hans Zaremba, in seiner wöchentlichen Fußballkolumne nach dem zweiten Sonntag im Juli 2025.

Klub-WM

Die Bilanz des Treffens in Nordamerika fällt recht unterschiedlich aus. Die Fifa, was nicht sonderlich überrascht, feiert das Spektakel mit einer Milliarde Dollar Preisgeld, 32 Teams und 65 Begegnungen in vier Wochen. Dabei kassierten die Teilnehmer aus Deutschland, Bayern München und Borussia Dortmund, für je fünf Partien jeweils die stolze Summe von rund 50 Millionen Euro. Aber viele ihrer Fans – auch bei den Lippstädter BVB-Gefährten von den „Optimisten“ – interessierten die Spiele nur am Rande. Auch in anderen europäischen Ländern war die Beachtung des sportlich kaum bedeutenden Wettbewerbs nur gering. Die Mannschaften aus Europa wurden in den Vereinigten Staaten kaum von ihren Anhängern begleitet. Zu spürbar erschien es ihnen, dass es ihren Clubs bei den Auftritten in Übersee vorrangig ums Geldverdienen ging. Und der umstrittene Fifa-Präsident Infantino verschätzte sich mit seiner vor Monaten verkündeten Prognose, „zwei, drei vier Millionen Fans“ würden in die USA kommen, enorm. Inwieweit, die bei der zwischen der Champions League und dem Saisonauftakt in den europäischen Ligen hinein gequetschten Klub-WM aufgelaufenen Kicker die Belastungen überstanden haben, werden die kommenden Monate zeigen. Skeptiker – wie die einstigen Bundesligatrainer Jürgen Klopp und Pep Guardiola – befürchten bei den Akteuren Leistungseinbrüche, die im Herbst augenfällig werden könnten. Anders war es bei den Südamerikanern, sie wollten sich beweisen und nach oben. Ihre Sympathisanten strömten zu Zigtausenden in die Stadien. Eine Erfahrung der 29 Tage in den USA ist, dass der Unterschied zwischen den führenden Teams aus Südamerika und Europa kleiner ist als zuvor gedacht. Da aber die europäischen Topklubs rundweg über deutlich mehr an Finanzen verfügen, spielen die stärksten Südamerikaner bei ihnen. Doch die Europäer blieben bei der Klub-WM lediglich in sechs von zwölf Vergleichen mit den Lateinamerikanern siegreich.

Frauen-Euro

Hingegen war die Frauen-Euro in der Schweiz bislang ein voller Erfolg. Dieses Resümee ziehen die acht Austragungsorte von Basel über Bern, Genf, Luzern, Sion, St. Gallen und Thun bis Zürich. Ihre Arenen waren meist gut gefüllt, rund 600.000 Eintrittskarten sollen verkauft worden sein. Ebenso waren die Fanmeilen in der Schweiz – dank des Wetterglücks – fast immer gut besucht. Die Stimmung soll ausgelassen und friedlich gewesen sein, was die Medien nach ihren Befragungen in den Städten und Polizeidienststellen berichten. Weniger zufrieden waren die Freundinnen und Freunde der Auswahl des DFB (Deutscher Fußball-Bund) mit dem bisherigen Verlauf der vom Bundestrainer Christian Wück betreuten Damen im deutschen Nationaldress. Obwohl sie mit ihren Dreiern gegen Polen (2:0) und Dänemark (2:1) vorzeitig das Viertelfinale erreicht haben, mussten sie gegen die schwedischen Mitfavoritinnen im letzten Vorrundenspiel mit dem 1:4 eine richtige Klatsche einstecken. Die Quintessenz der Schlappe ist in drei Punkten zusammenzufassen: Rote Karte, vier Gegentore und enorme Defensivprobleme. An diesem Wochenende hat der achtmalige Titelträger aus Deutschland gegen Frankreich einen dicken Brocken zum Gegner. Bei Redaktionsschluss dieser Zeitung war das Match noch nicht angepfiffen. Das Endspiel der Frauen-Euro ist am Sonntag, 27. Juli, um 18.00 Uhr im St. Jakob-Park in Basel.