Verkorkste WM wirkt nach

Blick auf den Bundesligastart von Hans Zaremba

Durch die für Deutschland gänzlich verkorkste Weltmeisterschaft (WM) dürfte die 56. Auflage der Bundesliga, die am kommenden Freitag mit dem Match des FC Bayern München gegen die TSG 1899 Hoffenheim startet, eine besondere Spielzeit werden. Nach dem Debakel, das der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Russland erlebte, waren die enormen Nachwehen auch bei den Vorbereitungen der Bundesligisten zu spüren.

Auch die Bundesliga muss die WM aufarbeiten:Das meint der Chronist des Lippstädter BVB-Fanclubs, Hans Zaremba, mit Blick auf die 56. Auflage im deutschen Fußballoberhaus. die am Freitag, 24. August, an den Start geht.

Ramponierter Ruf

Um den ramponierten Ruf des deutschen Fußballs wieder in Ordnung zu bringen, bedarf es zahllose Anstrengungen auf allen Ebenen. Es geht auch um die Konkurrenzfähigkeit der Vereine aus Deutschland in den europäischen Wettbewerben. Was dem DFB in Russland widerfahren ist, war eigentlich die Fortführung einer Entwicklung, die schon in der letzten Saison vielfältige Debatten ausgelöst hat. Das schwache Abschneiden der Klubs aus Deutschland im Europapokal waren zudem klare Vorzeichen für den desolaten Auftritt der von Joachim Löw berufenen Männer bei der WM. Wie der DFB diesen Schaden beheben will, werden die nächsten Wochen zeigen. Viele Beobachter schauen gebannt auf die Frankfurter DFB-Zentrale, wer in Kürze dort geschasst wird. Dies kann auch den Präsidenten des größten Sportverbandes der Welt, Reinhard Grindel, betreffen, der durch etliche ungeschickte Interviews auch zum Ansehensverlust des deutschen Fußballs beigetragen hat. Zudem belasteten der Frust der Fans über die Montagsspiele sowie die speziell vom eigenwilligen Boss von Hannover 96, Martin Kind, endlos angeheizten Diskussionen und entfachten Zwiste über die 50+1-Regel die Atmosphäre in der Fußball-Beletage beträchtlich.

Vermisste Spannung

Doch zurück zu den sportlichen Dingen: Durch die Sonderstellung von Bayern München mit seinen seit dem Mai 2013 sechs in Serie und in den jeweiligen Spielzeiten flink eingeheimsten Meisterschaften war in den letzten Jahren bei der Titelvergabe eine absolute Langeweile eingetreten. Nicht nur die Anhänger der westfälischen Vereine aus Gelsenkirchen und Dortmund mit den königsblauen „Füchsen“ in Wadersloh und schwarzgelben „Optimisten“ in Lippstadt erwarten wieder eine wirkliche Spannung. Die wird auch davon abhängen, wie sich die neuen Trainer in München (Nico Kovac) und Dortmund (Lucien Favre) durchsetzen können. Sowohl bei den Bayern (mit den Antipoden Uli Hoeneß und Kalla Rummenigge) als auch beim BVB (wo der machtbewusste Vorstandschef Hans-Joachim Watzke agiert) haben es die Coachs nicht leicht. Die Rauswürfe in 2017 von Carlo Ancelotti (München) und Thomas Tuchel (Dortmund) dokumentieren dies. Für die Liga wäre es jedoch förderlich, wenn es um die „Salatschüssel“ endlich wieder zum echten Wettbewerb kommen würde. Vielleicht können in 2019 neben den Borussen aus Dortmund, die häufig als Herausforderer des Branchenführers von der Isar gehandelt werden, auch die Knappen aus Gelsenkirchen mit Domenico Tedesco auf ihrer Bank im Kampf um den Titel mitmischen.

Schwerer Weg

Mit Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Nürnberg sind jetzt zwei einstige Erstligisten wieder im Oberhaus zurück. Sie nehmen die Plätze ein, die durch die Abstiege des 1. FC Köln und Hamburger SV frei wurden. Wie lange sich die Traditionsvereine aus dem Rheinland und Franken nun in der höchsten deutschen Fußballklasse halten können, lässt sich nur schwer prophezeien. Aus der Geschichte der Bundesliga sind auch den Clubs am Rhein und an der Pegnitz die strapaziösen Überlebenskämpfe hinlänglich bekannt. Einen sicheren Mittelfeldrang zum Saisonende wäre für beide Rückkehrer eine imposante Leistung. Einen schweren Weg gehen auch die anderen üblichen Verdächtigen aus Augsburg, Freiburg, Mainz und Wolfsburg. Sie hatten zuletzt häufig ernstliche Probleme, die Klasse zu halten. Womöglich gesellt sich zu ihnen noch eine Equipe, die bislang noch auf keinem Zettel steht.