Hamburg kommt nicht zur Ruhe

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die seit Jahren beim Hamburger SV andauernde bleierne Krise hat sich am letzten Wochenende noch einmal verschärft. Nach der samstäglichen Heimschlappe der Rothosen gegen Leverkusen (1:2) folgte 24 Stunden später der Sturz des Präsidenten des Stammvereins, Jens Maier, durch den früheren Vorstandsboss Bernd Hoffmann. Was dieser Personalwechsel auf der Brücke des Traditionsclubs bedeutet, wird sich schon bald offenbaren. Der neue Präsident des Universalvereins dürfte seine jetzige Aufgabe im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich robuster ausüben und (wie Uli Hoeneß in München und Clemens Tönnies in Gelsenkirchen) beim HSV ebenfalls die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden der dortigen Fußball-AG übernehmen wollen.

Für ihn ist beim Hamburger SV neben der sportlichen Talfahrt auch zu viel Unruhe in der Vereinsspitze:Der Bundesligakommentar des Chronisten der heimischen BVB-Freunde, Hans Zaremba, der sich diesmal mit den Perspektiven der Hanseaten auf einen Verbleib in der Liga befasst.

Hamburg

Ob die knappe Entscheidung der HSV-Mitgliederversammlung (von 585 Stimmen für den Herausforderer bei 560 Voten für den bisherigen Amtsinhaber) noch den Bundesligadino vor dem Fall in die zweite Liga retten wird, muss bezweifelt werden. Die die seit Monaten fortwährende sportliche Talfahrt (weiterhin Vorletzter und nun bereits sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz) der Hanseaten spricht Bände. Ausgerechnet in dieser schwierigen Situation steht den Rautenträgern von der Alster bei den gleichfalls akut gefährdeten Grünweißen des SV Werder Bremen das hochbedeutende Nordderby bevor. Am letzten Samstag hatte es im Volkspark einen Vorgeschmack gegeben, was im Falle eines HSV-Abstiegs passieren könnte. Als sich die vom Übungsleiter Bernd Hollenbach aufgebotenen Profis warmliefen, hing ein Plakat mit der Aufschrift „Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt“ auf der Nordtribüne. Und nach der Niederlage hatten einige Chaoten versucht, das Spielfeld zu stürmen. Es war den Ordnern und einer Hundestaffel der Polizei zu verdanken, dass die Meute noch auf die Ränge zurückgedrängt werden konnte.

Köln

Dagegen wächst beim Effzeh – wenn auch nur minimal – wieder die Hoffnung. Immerhin stoppte die Equipe von Trainer Stefan Ruthenbeck mit dem 1:1 gegen Hannover die Serie von zuletzt zwei Fehltritten (2:4 in Frankfurt und 2:3 daheim gegen den BVB). Will Köln noch eine letzte Chance zum Ligaverbleib haben, muss am Sonntagabend in Leipzig ein Sieg her.

Dortmund

Zwar konnte Dortmund im westfälischen Wettkampf mit den Erzrivalen aus Gelsenkirchen durch ein 1.0 in Gladbach seine Position festigen, jedoch ein glanzvoller Dreier war dies bestimmt nicht. Aber den Borussen aus dem Revier reichten zur Genugtuung ihrer Fans in der Region und bei den Lippstädter „Optimisten“ zwei Männer in ihrem Team, die den Sieg beim Namensvetter sicherten: Marco Reus, der an alter Wirkungsstätte mit einem Klasseschuss unter die Querlatte die Bude des Abends erzielte, und Roman Bürkli, der als Keeper mit waghalsigen Rettungsaktionen die Mönche zur Verzweiflung trieb. Die von dem ehemaligen Lippstädter Jugendfußballer Dieter Hecking formierten Gladbacher waren über weite Strecken die bessere Crew, bleiben aber mit nun sieben Pleiten aus den vergangenen zehn Begegnungen und vier torlosen Partien in Serie auf dem zehnten Tabellenplatz kleben.

Gelsenkirchen

Die Knappen scheinen ihre schwache Phase mit zwei Misserfolgen (1:2 bei den Bayern und 1:2 in der Arena auf dem Berger Feld im Match mit Werder) überwunden haben. Durch ihr 2:1 gegen den Dorfclub aus Hoffenheim konnten die Gelsenkirchener zur Freude ihrer treuen Anhängerschaft in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) wieder Kurs auf die für sie äußerst wichtigen Europapokal-Plätze nehmen. Trotz des dritten Spiels innerhalb von zehn Tagen waren die Königsblauen im Treffen der zwei jüngsten Trainer der Bundesliga – Domenico Tedesco (32) vom FC Schalke 04 und Julian Nagelsmann (30) von 1899 Hoffenheim – von Beginn an die frischere Mannschaft und spielten offensiv nach vorne.