Schlechte Stimmung in Dortmund

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Vor wenigen Wochen zählte Hannes Wolf neben Julian Nagelsmann (Hoffenheim) und Domenico Tedesco (Schalke) noch zu jenen Trainern in der Bundesliga, die ohne eigene größere Erfolge als Spieler einen völlig neuen Typ von Übungsleiter im deutschen Fußball verkörpern. Trotz der vielen Vorschusslorbeeren hat es auch ihn, der von 2009 bis 2016 zum Betreuerteam von Borussia Dortmund zählte, erwischt. Er ist bereits der siebte Coach in dieser Saison, dessen Arbeit überhastet beendet wurde.

Fragen an die Vorstandsetage von Borussia Dortmund: Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, blickt auf die sportliche Situation bei den Schwarzgelben.

Stuttgart

Was die Treuebekundungen für den Mann auf der Bank eines Bundesligisten besagen, konnte man am letzten Wochenende einmal mehr an den Vorgängen am Neckar beobachten. Noch vor dem Spiel der Schwaben gegen den FC Schalke 04 (0:2) erklärte Sportvorstand Michael Reschke: „Dieses Spiel hat keine Bedeutung für die Zukunft von Wolf. Er genießt unser volles Vertrauen, er macht einen guten und aufgeräumten Job“, am Tag nach der Niederlage der Bad Cannstatter war das Ende des zuvor in den Medien gelobten Sportlehrers beim VfB besiegelt. Die warmen Worte des Managers waren nicht nur wertlos, sie wirken ziemlich schäbig. Überdies erscheint die nun getroffene Entscheidung in Stuttgart dem Beobachter als einen Rückfall in eine Zeit, die man dort überwunden glaubte. Fragwürdig ist auch der Termin des Wechsels. Nach der schwierigen sportlichen Phase des letztjährigen Aufsteigers zum Ende der Hinrunde wäre eine Veränderung letztlich um Weihnachten angesagt gewesen. Dieser Zeitpunkt hätte dem Nachfolger mehr Möglichkeiten eingeräumt, jene Korrekturen herbeizuführen, die nun offensichtlich von den Verantwortlichen des 1893 gegründeten Vereins für Bewegungsspiele eingefordert werden.

Schalke

Die Glaubwürdigkeitsprobleme beim dreimaligen Bundesligameister (1984, 1992 und 2007) aus Baden-Württemberg überlagerten den zweifellos verdienten Sieg der Knappen im Ländle, der angesichts der VfB-Schwäche hätte höher ausfallen müssen. Dennoch befinden sich die Königsblauen zur Freude ihrer Sympathisanten in Lippstadt („Graf Bernhard“) und Wadersloh („Füchse“) in einem Aufwind, der momentan in Dortmund nicht zu registrieren ist.

Dortmund

Hier begleiteten pfeifende Fans, dünnhäutige Spieler und ein aufgebrachter Sportdirektor das dritte Unentschieden des BVB in nur zwei Wochen. Völlig zu Recht erwarten die treuen schwarzgelben Anhänger (und mit ihnen auch viele der Lippstädter „Optimisten“), von denen etliche für ihre Trips ins ehemalige Westfalenstadion große Strapazen auf sich nehmen und für die Tickets zudem auch noch beträchtliche Summen aufzubringen haben, deutlich mehr von den fürstlich bezahlten Dortmunder Fußballern. Nach dem enttäuschendem 2:2 im Treffen mit dem SC Freiburg droht die Stimmung rund um die Borussia im Revier zu kippen. Nicht nur die Fachleute aus der Medienwelt fragen unterdessen nach dem Anteil der Vorstandsetage am gegenwärtigen sportlichen Stillstand beim letztjährigen DFB-Pokalsieger.

München

Der FC Bayern München steuert nach der Rückkehr von Jupp Heynckes an die Isar ohne großen Widerstand der Konkurrenz auf seine sechste aufeinanderfolgende Meisterschaft zu. Eigentlich Grund genug, Ruhe und Zufriedenheit auszustrahlen. Doch fast jedes Spiel des Favoriten wird von der Frage bestimmt, wer nach dem (vermeintlich endgültigen) Ruhestand des derweil zum vierten Mal an der Säbener Straße tätigen Fußballlehrers im Juli seine Nachfolge antritt. Zu den häufig genannten Männern gehört auch Julian Nagelsmann, der am 20. Spieltag in Fröttmaning trotz eines Zwei-Tore-Vorsprungs nach gut elf Minuten mit seiner TSG 1899 beim Primus eine böse Schlappe (2:5) einstecken musste. Der Verlauf der Partie offenbarte, dass der 30jährige Coach noch nicht reif genug ist, um einen wirklich großen Verein zu führen. Diese dürfte auch den Bossen von Bayern München nicht entgangen sein.