Wird der Fußball zum Luxusgut?

Anmerkungen zu TV-Rechten von Hans Zaremba

Durch die Entscheidung der Union of European Football Associations (Uefa), die Übertragungsrechte für die Champions-League (CL) ab der Spielzeit 2018/19 dem Bezahlsender Sky und dem kostenpflichtigen Streaming-Dienst DAZN zu überlassen, kann sich der Profifußball auf Dauer zum Luxusgut entwickeln. Keine guten Perspektiven für jene Fans, die nicht zu den Betuchtesten der Bevölkerung gehören.

Kritische Betrachtungen zum Gebaren der Uefa: Der optimistische Chronist Hans Zaremba sieht den Profifußball auf dem Weg zum Luxusgut.

Teilhabe

Die Geschichte „Elf Freunde müsst ihr sein“ des legendären und 1986 verstorbenen Sportreporters Sammy Drechsel aus dem Jahr 1955 ist längst vorbei. Heute weiß bereits jedes Kind, dass es sich beim Fußball um ein Millionengeschäft handelt. Ebenso ist es nicht verborgen geblieben, dass inzwischen die Finanzkraft von Sponsoren mehr zählt als kameradschaftliches Miteinander der kickenden Belegschaft oder auf immer treue Fans. Die Verfügung der Uefa, wonach mindestens drei Spielzeiten der europäischen Königsklasse weder im öffentlich-rechtlichen noch im privaten Free-TV zu sehen sind, fordert geradezu einige Anmerkungen des Verfassers heraus. Der Fußball ist in Deutschland der Volkssport Nummer eins und der Deutsche Fußballbund (DFB) ist mit seinen mehr als 25.000 angeschlossenen Vereinen und sieben Millionen Mitgliedern der größte Sportdachverband der Welt. Da kann man durchaus von einem recht verbreiteten Interesse an frei zugänglichen Übertragungen ausgehen, zumal wenn sich die kontinentale Kicker-Elite misst. Doch diese Möglichkeiten sind für jene Freunde des Sportes mit dem runden Leder nicht mehr gegeben, die sich nicht ohne weiteres für ein paar hundert Euro im Jahr Sky-Übertragungen leisten können. Ebenso wenig hat dieser Personenkreis die Mittel, für regelmäßige Besuche in „Skybars“ oder zum Erwerb der teuren Stadiontickets. Somit wird der Fußball in seiner anspruchsvollen Ausprägung für einen Teil seiner großen Anhängerschaft in der Tat zum Luxusgut. Von einer „Teilhabe“, die allen Menschen zu gewähren sei und von der Politik häufig gefordert wird, kann hier nicht mehr die Rede sein.

Grundversorgung

Darüber hinaus entstehen Zweifel, inwieweit die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von ARD und ZDF ihrer vom Bundesverfassungsgericht ausdrücklich zugewiesenen Pflicht der medialen Grundversorgung noch entsprechen können, wenn sie künftig bei der Champions League nicht mehr mit von der Partie sind. Schon befürchten Betrachter der Sportszene, dass in naher Zukunft auch die Übertragungsrechte der Europa- und Weltmeisterschaften bei den Bezahlsendern landen. Es kann aber nicht sein, dass sich ARD und ZDF, die vornehmlich aus den Gebühren für jeden Haushalt in Deutschland finanziert werden, bei der Unterhaltung auf Volksmusik, Quizsendungen, Biathlon, Krimis und seichten Telenovelas beschränken. Auch die Begegnungen der europäischen Königsklasse im Fußball gehören ins Vollprogramm, und dies ohne jegliche Barrieren für den Konsumenten. Belege für ein breites Interesse derartiger Sendungen gibt es reichlich. Nur ein Beispiel: Das Finale um die Champions League von 2013 in London zwischen Borussia Dortmund und Bayern München, das vom öffentlich-rechtlichen ZDF übertragen wurde, haben in den deutschen Gefilden immerhin 21,61 Millionen Zuschauer an den TV-Geräten beobachtet. Eine Hoffnung bleibt. Womöglich wird der Markt auf die Uefa-Maßnahme eine rasche Antwort geben. Bisher wurden die Mittwochsspiele im ZDF von sehr viel mehr Menschen am Bildschirm verfolgt als die Dienstagsspiele auf Sky. Bleiben die Einschaltquoten beim rein kommerziellen Anbieter mau, sinken folglich auch die Werbeeinnahmen des Pay-TV-Senders. Dadurch wird für ihn die Champions League schnell zum Verlustgeschäft. Zwangsläufig würden dann die Karten für die Zeit nach 2021 neu gemischt. Für die große Scharr der Sympathisanten der Fußballs wäre das ein schöner Erfolg.