Der Pokalkommentar von Hans Zaremba
Die beiden besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre lieferten sich zum Ende der nationalen Fußballsaison 2015/16 ein bis zum Abpfiff hoch spannendes DFB-Pokal-Endspiel. Es beinhaltete alles, was die Fußballfreunde von einem solchen Match erwarten: Kampf, Verlängerung und zum Schluss eine Entscheidung im Elferschießen.
Pep Guardiola
Mit dem FC Bayern München gewann die Equipe mit dem größeren Glück das Penalty-Duell und den Cup, während es für Borussia Dortmund nach 2014 und 2015 die dritte bittere Niederlage in Folge in einem DFB-Pokalfinale war. Durch den Erfolg in Berlin schaffte der scheidende Coach des Siegers, Pep Guardiola, in seinen drei Jahren an der Säbener Straße nach 2014 zum zweiten Mal den Double-Gewinn, Meisterschaft und Pokal in einem Spieljahr. Dafür gebührt ihm die Anerkennung des Beobachters. Für den 45jährigen Spanier war der Sieg im Pokal sicherlich auch eine Genugtuung, da ihm dreimal nacheinander der Einzug in das begehrte Finale der Champions League misslang. Doch für einen Trumpf in der europäischen Königsklasse war der Katalane eigentlich von den Bossen der Münchener rund um den aus Lippstadt stammenden Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geholt worden. Denn der Henkelpott rangiert spätestens nach dem Erfolg aus dem Mai 2013 in der Regie von Jupp Heynckes bei den Bayern stets an erster Stelle der sportlichen Erwartungen.
Thomas Tuchel
Dem Gegenpol in der Coachingzone, Thomas Tuchel, war durchaus die Qualität seines schwarzgelben Teams bewusst. Da diese derzeit noch nicht an den Favoriten von der Isar heranreicht, hatte sich der Nachfolger von Jürgen Klopp auf der Dortmunder Bank für eine Taktik entschieden, die das Spiel der Bayern mit einer Fünfer-Abwehrkette und drei davor defensiv ausgerichteten Mittelfeldspielern begegnen sollte. Fast wäre dieser Plan mit einem Konter für den schnellen Pierre-Emerick Aubameyang in der 88. Minute auch aufgegangen. Aber seit einigen Wochen hat der Goalgetter nach seiner zweifellos überzeugenden Hinrunde in der Bundesliga eine gewisse Ladehemmung. So blieb es nach der regulären Spielzeit und Zugabe beim torlosen Remis. Im Elfmeter-Zweikampf waren diesmal die Bayern mit 4:3 im Vorteil, während sie vor Jahresfrist im Semifinale um den deutschen Pokal gegen den BVB noch mit 0:2 das Nachsehen hatten.
Mats Hummels
Außergewöhnlich war die Kritik des Dortmunder Übungsleiters über seinen jetzt nach München wechselnden Kapitän Mats Hummels: „Er kann es besser“, waren nicht gerade warme Worte, die der Trainer für den Abwehrchef fand. Offensichtlich muss den Sportlehrer der Übertritt des Nationalspielers zum Rivalen im Süden, dem sie im Ruhrgebiet mit inniger Zuneigung zugetan sind, arg verstimmt haben und für ihn auch wohl ein gravierender Vertrauensbruch sein. Sonst hätte der BVB-Chefcoach die vom Fußballer erbetene Auswechselung in 78. Minute nicht gegenüber den Medien so schmallippig bewertet.
Eberhard Beck
Enttäuscht vom Match und Resultat war auch der Senior und Mitbegründer der „Optimisten“ an der Lippe, Eberhard Beck. Sein Ärger war speziell auf die Passungenauigkeit und Auswahl der Elfmeterschützen der Borussen gerichtet. Augenscheinlich muss der 77jährige einen ähnlichen Ausgang vermutet haben, sonst wäre er auch unter den Fans aus Lippstadt gewesen, die das Fußball-Highlight im Olympiastadion live erlebten. Nach dem unglücklichen Finale von 2014, wo Dortmund ein reguläres Tor gegen München vom Schiedsrichter verweigert wurde und somit auf die Verliererstraße geriet, hatte sich das Urgestein der heimischen BVB-Freunde geschworen, Endspiele seines Vereins gegen die Bayern nicht mehr zu besuchen. Somit zog er es vor, das Treffen in der Hauptstadt im optimistischen Vereinslokal bei Roland Jathe auf der Mattscheibe zu verfolgen.