Jürgen Klopp muss neue Kräfte freisetzen

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Was sich schon vor Wochen abzeichnete, ist nun mit dem Abschluss der Hinrunde der 52. Auflage der am Samstag, 24. August 1963, gestarteten Bundesliga als ein weiterer Eintrag in die Geschichte des Kickersports zu notieren: Der Rekordmeister, der FC Bayern München, hat in den 17 Begegnungen mit beachtlichen 45 Punkten, einem brillanten Torverhältnis von 41:4, imposanten 14 Siegen und drei Unterschieden wiederum seine Ausnahmestellung unterstrichen. Während die Überlegenheit der Männer von der Säbener Straße nicht verblüfft, hat aber die seit Monaten in der nationalen Liga bestehende Bedeutungslosigkeit des BVB viele Fachleute überrascht.

‚Lust aufs Gewinnen‘ ist Vergangenheit, jetzt muss die schiere Sorge vor dem Abstieg neue Kräfte freisetzen:Der Bundesligakommentar des Chronisten der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba, der die gegenwärtige Lage von Borussia Dortmund analysiert.

Dortmund

Nach dem beschämenden Auftritt von Borussia Dortmund beim SV Werder Bremen (1:2) wird der BVB zum ersten Mal seit 30 Jahren auf einem Abstiegsplatz überwintern. Zehn Niederlagen und die schwächste Auswärtself ist das blamable schwarzgelbe Resümee nach der ersten Halbserie. Die treuen Fans des Traditionsclubs in Deutschland und bei den Lippstädter „Optimisten“ wollen nun wissen, wie der Übungsleiter Jürgen Klopp die Borussia aus der miserablen Lage befreien und wieder in die Spur zurückbringen kann. Das Motto des Sportwissenschaftlers ‚Lust aufs Gewinnen‘ ist Vergangenheit, jetzt muss in Dortmund die schiere Sorge vor dem Abstieg neue Kräfte freisetzen. Dies wird nun die dringlichste Aufgabe des bisherigen Erfolgstrainers sein.

Paderborn

Dagegen kann der Neuling aus dem nahen Paderborn nach dem 0:0 bei den arg gefährdeten Stuttgartern schon etwas entspannter ins Jahr 2015 blicken. Mit neunzehn Punkten hat die Equipe mit dem bescheidensten Etat der Liga gegenüber dem kostspieligen Team aus Dortmund immerhin schon vier Zähler mehr verbuchen können. Für diese Zwischenbilanz gebührt den von Andre Breitenreiter gecoachten Domstädtern Respekt.

Gelsenkirchen

Die Verlängerung des Vertrages mit dem Goalgetter der Knappen, Klass-Jan Huntelaar, bis in den Sommer 2017 war der Trost für die unbeirrte blauweiße Gemeinde in der Region und bei den Wadersloher „Füchsen“ für das torlose Spiel ihrer Kicker gegen den im Abstiegsstrudel steckenden HSV. Das vorzeitige Weihnachtsgeschenk für die Schalker konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die von Roberto di Matteo geleiteten Fußballer im Duell mit den Hanseaten zwei wertvolle Punkte liegengelassen und somit den Sprung auf die direkten Champions-League-Ränge verpasst haben, zumal ihnen Leverkusen (1:1 gegen Frankfurt) und Gladbach (1:2 in Augsburg) unerwartete Schützenhilfe leisteten.

München

Zahlreiche Beobachter des Fußballs fragen sich völlig zu Recht: Wohin die Vorherrschaft der Bayern noch führen soll – sowohl für sie als auch für die anderen Vereine in der Bundesliga? Für München ist die Antwort schnell gefunden: Wenn die heimische Liga zu klein geworden ist, weil man dort keine Crew mehr fürchten muss, ist der nächste Schritt die Dominanz in der Champions-League. Aber davon ist auch die von Pep Guardiola betreute Auswahl bislang noch weit entfernt, was ihre im April 2014 erlittene Schlappe von 0:4 im Halbfinale gegen Real Madrid offenbarte. Das Frühjahr 2015 wird zeigen, ob es dem Katalanen auf dem FCB-Trainerstuhl im zweiten Anlauf gelingt, wie sein direkter Vorgänger Jupp Heynckes (in 2013) das legendäre Triple (Sieger in der Champions-League, Bundesliga und im DFB-Pokal) mit den Bayern zu gewinnen und damit für sie auch in Europa (wo die renommierten Gegner Real Madrid, FC Barcelona und Manchester United sind) eine neue Epoche einzuläuten. Die Mitbewerber in der Bundesliga werden sich angesichts der Hegemonie des Branchenführers wohl für eine längere Zeit darauf einzustellen haben, dass für sie die Qualifizierung für die europäische Königsklasse schon der größte erreichbare Erfolg ist.