Viele Trainerwechsel in München

Der Bundesligarückblick von Hans Zaremba

Das fünfte Bundesliga-Jahrzehnt wurde von den vielen Experimenten auf dem Trainerstuhl bei Bayern München und durch das Aufkommen von Borussia Dortmund als größten Herausforderer des Branchenführers bestimmt. Mit der Weltmeisterschaft von 2006 entstanden in Deutschland in etlichen Städten auch neue Arenen. Durch den Wegfall der Leichtathletik-Anlagen rückten die Zuschauer deutlich näher ans Spielfeld.

Blickt auf 50 Jahre Bundesliga zurück:Der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, OPTIMISTEN, Hans Zaremba, beschreibt in der letzten Folge seiner sechsteiligen Serie die Zeit von 2003/04 bis 2012/13 im deutschen Fußballoberhaus.

2003/04

Mit sechs Punkten vor dem Rekordmeister aus München erringt Bremen in 2003/04 verdient die Meisterschaft. Der Macher des grünweißen Erfolges, der mit dem Pokalsieg 2004 komplettiert wird, ist das Werder-Urgestein Thomas Schaaf, der nach Branko Zebec (1969), Hennes Weisweiler (1978), Udo Lattek (1986) und Ottmar Hitzfeld (1999 und 2004) als fünfter Coach das begehrte Double holte. Ihm sollten später auf dieser Spur noch Felix Magath (2005 und 2006), Jürgen Klopp (2012) und Jupp Heynckes (2013) folgen.

2004/05

Wenn an der Isar die Titel ausbleiben, verlieren dort auch vorherige Erfolgstrainer schnell ihren Arbeitsplatz. Dies erlebten die Übungsleiter Branko Zebec (1970), Udo Lattek (1974 und 1987), Pal Csernai (1983), Jupp Heynckes (1991) und Ottmar Hitzfeld (2004). Später erlebten dieses Schicksal auch Felix Magath (Januar 2007) und Louis van Gaal (März 2011). Für die Saison 2004/05 zeigte die Rochade den gewünschten Erfolg: Meisterschaft und Pokalsieg konnte der in Stuttgart aus einem bestehenden Vertrag abgeworbene und als Schleifer mit den Medizinbällen in die Liga-Annalen eingegangene Coach Felix Magath bereits im ersten Jahr an seiner neuen Wirkungsstätte in München einheimsen. Für die Bayern endete im Mai 2005 auch der Spielbetrieb in dem für die Olympiade in 1972 auf dem Oberwiesenfeld in München errichteten Stadion. Seitdem tragen sie ihre Begegnungen in der Fröttmaninger Arena aus, einer ausschließlich auf den Fußball ausgerichteten Spielstätte.

2005/06

Der Meister und Pokalsieger von 2005 war auch in 2006 in beiden Wettbewerben vorne. Damit ist Felix Magath der einzige Trainer in 50 Jahren Bundesliga, der das Double in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten gewinnen konnte. Doch die richtige Feierstimmung wollte in München nicht aufkommen, weil der für viel Geld gekommene Mann in der Champions League keine Erfolge aufweisen konnte. Ein halbes Jahr nach dem zweiten Doppel hatte sich das „Projekt Magath“ schon tot gelaufen. Die Krönung der Saison 2005/06 war jedoch das Sommermärchen der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, wo der von 2004 bis 2006 als Bundestrainer wirkende Jürgen Klinsmann zum großen Werbeträger des Fußballs wurde.

2006/07

Lange sah es 2006/07 so aus, dass Schalke endlich mal die Bundesliga mit einer Meisterschaft beenden würde. Doch ausgerechnet beim westfälischen Erzrivalen in Dortmund patzen die Knappen am vorletzten Spieltag (0:2) und mussten sich am Ende mit dem undankbaren zweiten Rang abfinden. Meister wurde Stuttgart mit seinem Trainer Armin Veh und der VfB-Stürmer Mario Gomez konnte sich über die Auszeichnung „Fußballer des Jahres“ freuen.

2007/08

Was für ein Comeback: Ottmar Hitzfeld, im Sommer 2004 bei den Bayern ausgemustert, wurde im Januar 2007 als Nachfolger seines Nachfolgers nach München zurückgeholt. Mit seinem dritten Double-Gewinn für den FCB verabschiedete er sich im Mai 2008 endgültig aus der Isarmetropole. Seine zweite Amtszeit an der Säbener Straße hätte durchaus länger werden können. Doch das unsinnige Gerede des aus Lippstadt stammenden Vorstandsvorsitzenden der Münchener, Karl-Heinz Rummenigge, über den „Mathematiklehrer“, womit er die Auswechseltaktik seines Übungsleiters spöttisch bewertete, bewog den ausgebildeten Gymnasialpauker, seinen Vertrag auslaufen zu lassen. Für den Branchenführer ein herber Verlust, was insbesondere die kommenden und verunglückten Verpflichtungen von Jürgen Klinsmann (2008) und Louis van Gaal (2009) aufzeigten.

2008/09

Dagegen wurde für Borussia Dortmund die im Sommer 2008 erfolgte Anstellung von Jürgen Klopp als Trainer zum Glücksfall, wenn auch im ersten Jahr des Sportwissenschaftlers beim BVB ein internationaler Platz noch knapp verfehlt wurde. Mit dem vormaligen Mainzer erstarkte Dortmund schnell wieder zu alter Klasse, was nach der soeben abgewendeten Insolvenz großes Erstaunen in der Szene auslöste. Neben dem neuen Coach waren es speziell Präsident Dr. Reinhard Rauball und Vorstandschef Hans-Joachim Watzke, die den Traditionsclub nach den finanziellen Turbulenzen mit den geschassten Steuerleuten Dr. Gerd Niebaum und Michael Maier wieder in ruhige Gewässer führten. Für eine Verblüffung sorgte im Mai 2009 auch der zwei Jahre zuvor in München rausgeworfene Felix Magath, als er die Bayern vom Thron stieß und mit Wolfsburg die Schale gewann. Der im Juli 2008 mit viel Brimborium vom Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge verpflichtete Jürgen Klinsmann blieb an der Isar nicht einmal ein Jahr und wurde für die letzten fünf Spiele in 2008/09 durch den Interimscoach Jupp Heynckes ersetzt.

2009/10

Nach dem Ex-Bundestrainer sollte es Louis van Gaal an der Säbener Straße richten. Seine Bilanz: Das Double in 2010 und der Einzug in das Finale der Champions League von 2010 in Madrid, wo Bayern von Inter Mailand mit 2:0 geschlagen wurden. Doch vor dem Ende der Spielzeit 2010/11 war auch seine Zeit in München abgelaufen. Zu unterschiedlich waren die Philosophien des als arrogant wirkenden Holländers und des Bayern-Übervaters Uli Hoeneß.

2010/11

Vom Streit des Präsidenten mit dem Coach und den vielen Trainerwechseln bei den Bayern profitierte zweifellos Dortmund, das verdient die Meisterschaft in 2011 gewann. Mit einer jungen und hungrigen Mannschaft war es Jürgen Klopp geglückt, die Teams aus Leverkusen (sieben Punkte Abstand) und München (zehn Zähler Rückstand) klar abzuhängen.

2011/12

Nach der siebten Meisterschaft für den BVB schaute auch in 2011/12 die Konkurrenz auf die Schwarzgelben. Doch diese kamen zunächst in der Bundesliga nicht richtig in Tritt und flogen aus der Champions League schon nach der Vorrunde raus. Danach erholte sich die Mannschaft und deklassierte den großen Favoriten aus München, wo wieder Jupp Heynckes den Ton angab, sowohl auswärts in der Fröttmaninger Arena als auch daheim im ehemaligen Westfalenstadion. Am Ende gelang Dortmund nach 1957 und 1996 die dritte Titelverteidigung. Obendrein demütigen die Dortmunder den Münchener Rivalen noch einmal am 12. Mai 2012 im Endspiel um den DFB-Pokal. Mit 5:3 gewannen zum ersten Mal in ihrer ruhmreichen Geschichte und mit Unterstützung vieler nach Berlin gereister Fans, unter ihnen war auch eine stattliche Anzahl von „Optimisten“ aus Lippstadt, das begehrte Double.

2012/13

Die Dortmunder Schmach saß bei den Bayern tief, was auch das am 19. Mai 2012 verlorene Finale der Champions League vor eigenen Publikum gegen Chelsea London und vor allem neidische Bemerkungen ihres Bosses Uli Hoeneß („Dortmund ist eine regionale Marke“) offenbarten. Doch 2012/13 brachen die Bayern alle Rekorde in der Bundesliga. Mit einem Vorsprung von 25 Zählern holten sie sich überzeugend vor Dortmund die Meisterschaft, gewannen gegen Stuttgart (3:2) den DFB-Pokal und krönten ihre triumphale Saison mit dem 1:0 im Endspiel der Champions League in London, ausgerechnet gegen den BVB, der sie im Vorjahr noch so massiv unter Druck gesetzt und zum Scheitern gebracht hatte. Es war das große Werk von Jupp Heynckes, der bei seinem dritten Bayern-Engagement aus vielen exzellenten Einzelkönnern und egoistischen Spielern eine geschlossene Equipe formte.