Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Dass die Bundesliga in ihrer 49. Auflage spannend bleibt und der vermeintliche Favorit, der FC Bayern München, der Konkurrenz nicht vorzeitig enteilt, ist sicherlich ein Verdienst seines großen Konkurrenten aus den 1970er Jahren, dem VfL Borussia Mönchengladbach. Bereits zum zweiten Mal in der aktuellen Saison besiegte die Equipe vom Niederrhein das Team von der Isar. Beide Male war es der Schlussmann des Rekordmeisters, Manuel Neuer, der durch gravierende Schnitzer für die außergewöhnlichen Pleiten der Münchener gegen die Gladbacher verantwortlich war.
Gladbach
Nicht wenige in der Fußballszene hatten nach dem Anfang Januar verkündeten und im Sommer wirksam werdenden Wechsel von Marco Reus von Mönchengladbach nach Dortmund mit einem Einbruch der von Lucien Favre formierten Crew gegen den vom früheren Gladbacher Stürmer und Trainer Jupp Heynckes betreuten Spitzenreiter gerechnet. Statt einer Abfuhr erlebten die vielen Fans des fünfmaligen Meisters, von denen es auch etliche an Lippe und Glenne gibt, einen Triumph der Enkelgeneration der einstigen Fohlenelf. Geschlossenheit und Disziplin waren die wesentlichen Garanten für den verdienten Dreier der Mönche im Duell mit den Bayern. Das Fazit des Auftaktes der Rückrunde ist eindeutig: Die Münchener sind verwundbar. Immerhin haben sie in der laufenden Bundesligaserie schon fünf Begegnungen verloren.
Schalke
Einen nachhaltigen Eindruck hinterließen beim Rückrundenstart auch die Schalker, die zur großen Begeisterung ihrer Gemeinde in der Region und bei den Wadersloher „Füchsen“ den Gegner aus Stuttgart souverän mit 3:1 besiegten und nach Punkten mit München gleichzogen. Vom Titelgewinn will der Übungsleiter der Gelsenkirchener, Huub Stevens, trotzdem nicht schwärmen: „Man muss realistisch bleiben und nicht an die Meisterschale denken. Das bringt nur Unglück.“ Dabei dürfte der Niederländer auch auf den Terminplan der Blauen geschaut haben, der im Februar die heiklen Auswärtsspiele in Gladbach und München und im April das brisante Duell auf dem Berger Feld in Erle gegen den Dortmunder Erzrivalen beinhaltet. Zudem wird auch der Ausfall des Kapitäns der Knappen, Benedikt Höwedes, nach seinem Jochbeinbruch mangels geeigneter Alternativen nicht leicht aufzufangen sein. Der ehemalige Dortmunder und heutige Schalker Abwehrspieler Christoph Metzelder dürfte diese Lücke wohl nur schwer schließen können.
Dortmund
Eigentlich war diese Ouvertüre der beiden Traditionsclubs aus dem Rheinland und Westfalen kaum noch zu steigern. Doch dem Dritten im Bunde der hartnäckigen Bayern-Rivalen, dem BVB 09, gelang dies am Sonntag in Hamburg in imposanter Art und Weise. Ohne Mario Götze und Roman Weidenfeller, aber in meisterlicher Verfassung. Das 5:1 an Elbe und Alster lässt aufhorchen. Der große Jubel in der schwarzgelben Anhängerschaft und bei den Lippstädter „Optimisten“ ist vollends berechtigt. Jetzt hat der Titelverteidiger nach Punkten zum Branchenführer wieder aufgeschlossen. Auch wenn Chefcoach Jürgen Klopp („Es hat alles gepasst, aber es war nur ein Spiel. Jetzt geht es weiter.“) bescheiden blieb, gehört seine Auswahl ohne Wenn und Aber zu den Anwärtern auf die Meisterschaft im Mai diesen Jahres. Die Dortmunder Borussia hat in ihrer augenblicklichen Form die Chance, nach 1957 und 1996 in 2012 zum dritten Mal einen Triumph aus dem Vorjahr zu wiederholen. Überdies muss sie im Gegensatz zu München nicht mehr in der Champions League auflaufen. Im April könnte der BVB, wo er sich an drei aufeinanderfolgenden Spieltagen mit München (vor eigenem Publikum), Schalke (in Gelsenkirchen) und Gladbach (wieder im vertrauten Stadion) mit allen potentiellen Titelaspiranten auseinandersetzen muss, den Grundstein für diesen möglichen neuen schwarzgelben Vereinsrekord legen.