Ein besonderes Gesellenstück

Philipp Hertel modellierte das Westfalenstadion

Mit einem nicht alltäglichem Gesellenstück konnte jetzt der Lippstädter Philipp Hertel aus der seit über 130 Jahren bestehenden Kunstglaserei Hertel aufwarten: Es ist ein aus Glas hergestelltes Modell der 1974 entstandenen Spielstätte des gegenwärtigen Deutschen Fußballmeisters an der Strobelallee in Dortmund.

Gratulation für ein Kunstwerk:Von links nach rechts Chefoptimist Bernhard Scholl, BVB-Archivar Gerd Kolbe, Ex-Nationalspieler Siegfried Held, Glasergeselle Philipp Hertel und der Chronist der Lippstädter BVB-Freunde, Hans Zaremba.

Gratulation von prominenter Stelle

Beim voradventlichen Treffen der heimischen BVB-Freunde auf „Jathe`s Kegelbahnen“ präsentierte der 19jährige Handwerksgehilfe das von ihm erstellte Werkstück erstmals einer breiten Öffentlichkeit. Zugegen waren auch die Dortmunder Fußballikone Siegfried „Siggi“ Held, der 229 Bundesligaspiele für die Borussia bestritt und 41-mal in die Nationalelf berufen wurde, und der Archivar des BVB, Gerd Kolbe, der an die 30.000 Exponate über die Schwarzgelben besitzt. Die beiden aus dem Revier angereisten Gäste der „Optimisten“ gratulierten dem jungen Mann aus dem Immenhüttenweg für seine Idee und das geschaffene Kunstwerk. Das vom Lippstädter BVB-Anhänger und aktiven Fußballer von Schwarz-Weiß Overhagen erstellte Gesellenstück bezeugt die besonderen Fähigkeiten, die sich der junge Glaser bei seiner Ausbildung im traditionsreichen Familienbetrieb erworben hat. Das in der Bökenförder Straße ansässige Unternehmen ist durch viele Restaurierungen und vollkommene Neuverbleiungen von Kirchenfenstern bekannt geworden. So erstrahlen in Anröchte die Pankratius-Kirche, in Beckum das Stephanus-Gotteshaus und in Wadersloh der „Margarethen-Dom“ nach ihren Wiederherstellungen wieder im alten Glanz.

Platz im ‚Borusseum‘

Dass sich Philipp Hertel den Dortmunder Fußballtempel als Vorlage für sein Gesellenstück ausgesucht hat, überrascht bei der großen Begeisterung der Familie Hertel für den Kickersport und ihre ebenso starke Passion für Borussia Dortmund nicht. Den Anstoß für seine Arbeit dürfte das Mitglied der Lippstädter „Optimisten“ durch seine häufigen Besuche beim BVB bekommen haben. Bemerkenswert ist auch, dass der junge Handwerker sein Produkt nicht nach dem momentanen Namen der Arena, die an einem Versicherer angelehnt ist, benannt hat, sondern es bei der ursprünglichen Bezeichnung „Westfalenstadion“ beließ. Unter diesem Begriff war die derweil auf über 80.000 Plätze ausgeweitete Wettkampfstätte zwischen 1971 und 1974 für die erste in Deutschland ausgetragene Weltmeisterschaft im Fußball (1974) errichtet worden. Eröffnet wurde sie am 2. April 1974 mit einem Benefizspiel zwischen Borussia Dortmund und dem alten Rivalen aus Gelsenkirchen, der zu Gunsten des wirtschaftlich angeschlagenen Reviernachbarn ohne Gage antrat und mit 3:0 siegte. Das Vorspiel und damit die eigentliche Eröffnungspartie bestritten die Damen des Dortmunder TBV Mengede 08 und des VfB Waltrop (1:2). Das erste Tor im Westfalenstadion schoss die damals 17-jährige Elisabeth „Elli“ Podschwadke vom TBV und verhinderte damit, dass diese „Ehre“ einem auswärtigen Team zukam. Die zum 1. Dezember 2005 verfügte Umbenennung nach dem Sponsor aus der Versicherungsbranche wird von vielen Fans des Dortmunder Bundesligisten als Traditionsbruch angesehen. Dies dürfte auch Philipp Hertel bewogen haben, sein Gesellenstück „Westfalenstadion“ getauft zu haben. Womöglich wird das Erzeugnis des Lippstädter demnächst seinen Standort als Leihgabe im „Borusseum“ finden, wo der BVB auf der Nordseite seines Stadions die eigene Geschichte dokumentiert hat.