Dortmund kommt nicht in Form

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Die Dortmunder Borussia hat den Schwung, mit dem sie in der vergangenen Saison souverän die Meisterschaft gewann, eingebüßt. Zur großen Überraschung ihrer vielen Fans und der auch wieder in großer Schar von den Lippstädter „Optimisten“ in den BVB-Fußballtempel gereisten heimischen Anhänger des schwarzgelben Fußballs verlor der Titelverteidiger völlig überraschend mit 1:2 gegen den Aufsteiger aus Berlin.

Vermisst beim BVB den Elan der letzten Saison:Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Borussia gegen Hertha in Dortmund im Stadion beobachte.

Dortmund

Es war der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp, der nach dem Spiel das Ergebnis zutreffend beschrieb: „Hertha ist ein verdienter Sieger. Sie haben superdiszipliniert verteidigt. Wir haben es mit unserer Ungeduld dem Gegner leicht gemacht.‘ In der letzten Spielzeit wurden Gegner wie Hertha BSC Berlin vom BVB 09 Dortmund einfach überlaufen, mit einem Tempofußball, dem keine Mannschaft der Liga etwas hätte entgegensetzen können. Dies gelingt in dieser allerdings noch frühen Phase der Saison den jungen Spielern vom Borsigplatz nicht. Lediglich im Auftaktmatch gegen den Hamburger SV war dieser Elan zu erkennen. Dortmund liegt nach dem fünften Spieltag in der Tabelle bereits fünf Punkte hinter dem großen Favoriten aus München. Wenig anspruchsvoll ist auch das gegenwärtige Torverhältnis des amtierenden Meisters: 6:4 ist die magere Ausbeute.

München

Imposant dagegen München: 16:1 ist der stolze Zwischenstand nach dem Sieg von 7:0 im Treffen mit Freiburg. Nach vier Toren von Mario Gomez gegen die Breisgauer spekulieren nicht wenige in der Fußballszene, ob der einstige „Bomber der Nation“ (Gerd Müller) in dem wirksamen Schützen der aktuellen Bayern-Elf einen Nachfolger gefunden hat. Was für eine Umkehr in der Laufbahn des im Juli 2009 von Stuttgart nach München gewechselten Goalgetters. Louis van Gaal wollte den vom Neckar an die Isar gekommenen Kicker noch verkaufen. Doch derweil, wo der 47fache Nationalspieler in dieser Runde schon acht Mal den Ball ins Netz versenkt hat, sehen in ihm etliche Beobachter auf den Spuren von Gerd Müller wandeln, der 365 Tore in 427 Bundesligaspielen erzielte und auf eine Traumquote von 0,84 Toren pro Spiel kam. Sein heutiger Nachfolger im Bayern-Sturm hat in 66 Spielen 46 Mal getroffen, was eine Quote von 0,67 ergibt.

Gelsenkirchen

Ausgerechnet die Gelsenkirchener waren es, gegen die Wolfsburg mit dem am Schalker Markt gescheiterten Felix Magath als Coach zu seinem ersten Sieg nach drei Pleiten kam. Das dürfte die Knappen und mit ihnen die große königsblaue Gemeinde mit ihrem Ableger von den Wadersloher „Füchsen“ arg ins Mark getroffen haben. Nach dem Abpfiff hatte es heutige Schalker Betreuer Ralf Rangnick eilig, in die Katakomben der Arena des Werksclubs zu entkommen. Der Sportlehrer war offensichtlich stinksauer, was bei der schwachen Leistung der von ihm formierten Equipe keine große Überraschung war. Seine Männer fanden am Mittellandkanal keine Mittel, ihren bisher recht guten Weg in der Bundesliga fortzusetzen. Nun kommt am Sonntagabend der Spitzenreiter aus München zum Schlagabtausch auf das Berger Feld von Erle.

Köln

Auch für Köln endete die Sonntagspaarung mit einer Pleite. Zum Ende des giftigen Kampfes und mehrerer zweifelhafter Szenen hatten die Nürnberger im Klassiker den Domstädtern mit 2:1 im eigenen Stadion eine bittere Niederlage beigebracht. Dem Team des umstrittenen sportlichen Leiters des 1. FC Köln, Stale Solbakken, steht ein schwerer Weg bevor. Die nächste Hürde für den arg gefährdeten ersten Bundesligameister von 1964 ist das rheinische Derby in Leverkusen. Die Farbenstädter gehen nach ihrem 4:1 in Augsburg als klarer Favorit in das prestigeträchtige Duell der Nachbarn.