Die Eins im Pott ist der BVB

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Eine Derbybetrachtung von Hans Zaremba

Der Klassiker Schalke gegen Dortmund bleibt die Mutter aller Derbys im Fußball. Das unterstrich auch die 136. Begegnung der Erzrivalen am vergangenen Sonntag. Diesmal waren es die Borussen, die mit einem 3:1 als strahlende Gewinner den Rasen verließen, während die vorgeführten Knappen ihre vierte Niederlage in Folge in der noch jungen Bundesligasaison einstecken mussten. In dem klar von den Schwarzgelben dominierten und fairen Spiel hatten die Königsblauen keine Chance auf einen Sieg. Ein total gefrusteter Schalker Trainer Felix Magath erlebte im Treffen der Traditionsclubs seinen wohl absoluten Tiefpunkt als Übungsleiter, während sich der Sportwissenschaftler Jürgen Klopp am Dortmunder Borsigplatz momentan einer uneingeschränkten Anerkennung erfreuen kann.

Ein klarer Erfolg für Dortmund auf Schalke.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der das Derby im Pott analysiert.

Schalker Schwäche

Es war nicht nur ein rabenschwarzer Nachmittag für den Zweiten der Spielzeit 2009/10, sondern der schwächste Saisonbeginn, den der Vorstadtverein je in der Bundesliga erfahren hat. Selbst im Abstiegsjahr 1987/88 ist der Meister von 1958 nicht so schlecht von der Stelle gekommen. Die große Anhängerschaft des FC Schalke 04 in der Region und bei den Wadersloher „Füchse“ sahen ein hilfloses, leidenschaftsloses und letztlich auch trostloses Team. Der ehemalige Hamburger Nationalspieler muss bald mit wirksamen Konzepten aufwarten, wenn er nicht mit seiner gut besoldeten Equipe in den Abstiegsstrudel rutschen will. Von der Schale, die der vom Fleischfabrikanten aus Rheda-Wiedenbrück und Aufsichtsratsvorsitzenden der Gelsenkirchener, Clemens Tönnies, eingekaufte frühere Münchener und Wolfsburger Erfolgscoach an die Emscher holen soll, wagt nach einem solchen Misserfolg wohl kaum noch einer am Schalker Markt zu träumen. Es ist eine handfeste Krise, die sich bei den Blauen breit gemacht hat. Eine Ursache ist zweifellos die unbegreifliche Transferpolitik dieses Sommers. Zwei Beispiele verdeutlichen das ganze Dilemma. Für den überraschend nach Hamburg abgeschobenen und in der letzten Bundesligarunde stets überzeugenden Abwehrrecken Heiko Westermann wurde mit Christoph Metzelder ein Mann aus Madrid geholt, der während seiner drei Jahre bei den Königlichen über den Status des Bankdrückers nicht hinausgekommen ist. Ähnlich problematisch ist auch die Verpflichtung des vermeintlichen spanischen Stürmerstars Raúl González Blanco, der ebenfalls bei den Madrilenen schon länger ausgemustert war. Nicht wenige wünschen sich Kevin Kuranyi zurück, der im Vorjahr als treffsicherer Torschütze galt und nun in Moskau für Furore sorgt.

Dortmunder Stärke

Ganz anders sieht es in Dortmund aus. Nach der langen Abstinenz im internationalen Fußball spielt die Mannschaft jetzt in der Europa-League mit und hat im Gegensatz zu den früheren Jahren auch die erste Runde im DFB-Pokal überstanden. Der Sieg auf Schalke war schon der der dritte aktuelle Bundesligadreier des im vergangenen Dezember 100 Jahre alt gewordenen Ballspielvereins Borussia. So stark sind die Dortmunder schon lange nicht mehr in eine Ligakonkurrenz gegangen. Selbst der erneute Ausfall von Sebastian Kehl hat sich nicht störend auf den Spielfluss des Ensembles aus der Bierstadt ausgewirkt. Auffallend war der Auftritt des aus Japan gekommenen Shinji Kagawa, der sich immer mehr als Glücksgriff für den sechsmaligen Meister herausstellt. Seine beiden Treffer im Match in der Arena von Gelsenkirchen waren spielentscheidend. Bei aller Begeisterung für die Darbietung des BVB 09 beim FCS 04 dürfen die vielen Fans von Borussia Dortmund und die Lippstädter „Optimisten“ nicht ausblenden, dass der Sieg ihrer Kicker gut und gerne zwei bis drei Tore höher hätte ausfallen müssen. Wenn der Weg der Dortmunder weiter nach oben führen soll, muss die junge Mannschaft ihre Chancen künftig noch konsequenter ausnutzen. Nicht an jedem Spieltag ist der Gegner so eklatant schwach, wie ihn die Schützlinge von Jürgen Klopp beim nachbarschaftlichen Duell angetroffen haben.