Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba
Womöglich haben es die Schalker am Karsamstag versiebt, im Mai aus eigener Kraft nach 52jähriger Pause wieder Deutscher Fußballmeister zu werden. Mit dem 1:2 im Spitzenspiel gegen die Bayern haben sie nicht nur einen Dreier verpasst, sondern auch die Tabellenführung abgegeben und vor allem die einmalige Gelegenheit ausgelassen, sich mit einem Vorsprung von fünf Punkten gegenüber dem Rekordmeister abzusetzen. Die Knappen haben verdient verloren, wie es ihr Sportchef Felix Magath formulierte, weil sie offensichtlich zu ängstlich in dieses Match gegangen sind. Zudem haben sie es nicht verstanden, nach dem Platzverweis ihres früheren und jetzigen Münchener Kickers Hamit Altintop zum Pausentee einen Vorteil zu erspielen. Es werden zwangsläufig Erinnerungen an 2001 und 2007 wach, wo die Schalker lange und fest die Schale im Visier hatten, sich aber zum Schluss jeweils mit der Vizemeisterschaft begnügen mussten.
Leverkusen
Nun hoffen die Gelsenkirchener auf den kommenden Spieltag, wo sie in Hannover beim Team ihres Ex-Coachs Mirko Slomka unbedingt einen Sieg holen müssen, und die Leverkusener die Münchener empfangen. Für die vom Senior der Trainergilde, Jupp Heynckes, betreuten Farbenstädter muss ebenfalls ein Erfolg her, wenn sie nach dem 2:3 in Frankfurt und ihrem endgültigen Aus als Meisterschaftsanwärter in der Tabelle nicht ganz durchgereicht werden wollen. Lange galt der Herbstmeister als der große Favorit, nach der ersten Niederlage am 25. Spieltag in Nürnberg (ebenfalls 2:3) scheint bei ihm der Faden aber gerissen zu sein. Vielleicht bringt der 30. Spieltag seinem Sportlehrer das Glück des Tüchtigen zurück. Immerhin war es im Vorjahr auch der 30. Spieltag, wo er als Nachfolger des an der Isar gescheiterten Jürgen Klinsmann mit einem Arbeitssieg von 2:1 der Bayern über seine ehemaligen Gladbacher sein Comeback als Übungsleiter einleitete.
Dortmund
Während bei den Anhängern der Königsblauen in der Region und bei den Wadersloher „Füchsen“ nach der Pleite gegen die Münchener die Stimmung ziemlich gedrückt war, konnte die große Gemeinde der Schwarzgelben und ihre optimistische Niederlassung in Lippstadt nach dem 2:1 im Vergleich mit Bremen kräftig jubeln. Nicht nur, weil der BVB mit Werder einen direkten Konkurrenten für die Europa League besiegte, die Dortmunder infolge der Leverkusener Schlappe in Frankfurt nun gar von einer Teilnahme in der Champions League träumen dürfen. Der Sieg der Männer von Jürgen Klopp über die Schützlinge von Thomas Schaaf hätte deutlicher sein können. Allein ihr Welttorjäger der Spielzeit 2008/09, Lucas Barrios, musste zwei bis drei Treffer erzielen. Doch was am Ende zählt, ist der Dreier. Jetzt fahren die Borussen an die frühere Mainzer Wirkungsstätte ihres 2008 verpflichteten Trainers.
Berlin
Die große Überraschung des 29. Durchganges waren zweifellos die Berliner. Das 3:0 in Köln hatte kaum ein Beobachter vorausgesagt. Die Domstädter müssen aufpassen, bei ihrer eklatanten Heimschwäche jetzt nicht noch in den Abstiegsstrudel zu geraten, zumal ihr bevorstehender Auflauf in Hoffenheim auch kein einfaches Unterfangen für Lucas Podolski und Kollegen werden dürfte. Trotz ihres Triumphes am Rhein bleibt die von Friedhelm Funkel trainierte Hertha das Schlusslicht im Fußballoberhaus. Aber sie strebt den 15. Platz an, der ihr die Relegation gegen den Dritten der zweiten Liga ermöglichen würde. Auf diesem hart umkämpften Rang befinden sich mit einem Vorsprung von drei Zählern noch die Freiburger, die im Treffen mit Bochum über ein 1:1 nicht hinaus gekommen sind und nun in Bremen anzutreten haben. Doch der Platz der letzten Hoffnung ist für den Hauptstadtclub nur eine realistische Option, wenn er seinen nächsten Gast aus Stuttgart besiegt.