Wolfsburg auf Meisterkurs

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Mit einem klaren 5:0 gewann im Niedersachsenderby der Tabellenführer aus Wolfsburg beim Nachbarn in Hannover und befindet sich nun auf dem Kurs zur ersten Meisterschaft in seiner Geschichte. Vor der Saison hatte kaum einer der zahlreichen Propheten aus der Szene den am 12. September 1945 gegründeten Verein für Leibesübungen aus der Autostadt am Mittellandkanal auf dem Zettel. Der Mannschaft des an die Emscher wechselnden Managers und Trainers Felix Magath, die jetzt 66 Punkte hat und mit einer Trefferdifferenz von 35 über ein ausgezeichnetes Torverhältnis verfügt, reicht im letzten Match mit Bremen wahrscheinlich schon ein Unentschieden zum Gewinn des Titels. Die beharrlichsten Verfolger,München und Stuttgart, haben jeweils 64 Zähler auf dem Konto und müssen am letzten Spieltag in der bayerischen Arena die Klingen kreuzen.

Bayern müssen einen Gau befürchten.Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba, der die Lage der Münchener analysiert.

Dissonanzen

Die Bayern haben zu befürchten, selbst ihr Minimalziel (direkte Qualifikation für die Champions-League) nicht zu erreichen. Dieser Gau für den von den ehemaligen Nationalspielern Franz Beckenbauer (Präsident), Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender) und Ulrich Hoeness (Manager) repräsentierten Rekordmeister wird eintreten, wenn die Münchener die Stuttgarter nicht bezwingen und die Berliner bei den Karlsruhern erfolgreich sind. Eine nicht unwahrscheinliche Möglichkeit. Was dies alles an der Säbener Straße auslösen dürfte, lässt sich momentan noch gar nicht ausmalen. Schon in den letzten Monaten waren die Dissonanzen zwischen dem Dreigestirn auf der Brücke des bisherigen Branchenführers nicht mehr zu überhören. Wer über den gescheiterten Übungsleiter Jürgen Klinsmann hinaus ebenfalls bei den Münchenern noch seinen Stuhl räumen muss, wird eine der interessantesten Fragen nach dem Bundesligafinale sein.

Belohnung

Die Chance auf einen Platz im europäischen Fußball schien Dortmund gegen Bielefeld fast eine ganze Spielhälfte zu blockieren. Der Stand zur Pause von 1:0 und das späte Tor in der 43. Minute in der Begegnung mit dem ostwestfälischen Ligisten waren nicht gerade verheißungsvoll. Doch am Ende gab es mit 6:0 einen richtigen Kantersieg un den Rauswurf des Arminen-Trainers Michael Frontzeck. Erstmals seit der Saison 1991/92 ist der BVB mit diesem Erfolg ohne Niederlage vor eigenem Publikum in einer kompletten Bundesligarunde geblieben. Nach der Pleite vom Hamburg auf dem heimischen Platz gegen Köln winkt der Borussia als Belohnung der Start im Europapokal. Für die 80.200 restlos begeisterten Fans im Rund an der Dortmunder Strobelallee und die große Gemeinde der „Lippstädter Optimisten“ stand zum Schlusspfiff fest, dass sie diesen fünften Rang ihrer Schwarzgelben beim letzten Auftritt in Mönchengladbach nicht mehr rausrücken werden.

Konsequenzen

Sicherlich haben die Gelsenkirchener mit dem torlosen Spiel an der Spree die Berliner die Party versaut, weil für die Hauptstädter die Schale aus ihrer Reichweite ist. Doch 50 Punkte, acht weniger wie der Erzrivale, und nur der achte Rang sind eine herbe Enttäuschung für einen Club, der mit dem zweithöchsten Etat in die 46. Auflage der Bundesliga gegangen ist. Die Konsequenzen (Entlassung des Managers Andreas Müller und Verabschiedung des Coachs Fred Rutten während der derzeitigen Runde und die zum Juli wirksame Verpflichtung des Schleifers Felix Magath in der Doppelrolle als Impresario in der Geschäftsstelle und auf der Trainerbank) sind bereits am Schalker Markt gezogen worden. Ob sie überzeugende Antworten auf die vielen kritischen Fragen der enttäuschten königsblauen Anhänger in der Region und bei den „Wadersloher Füchsen“ sein werden, muss nach den Erfahrungen mit dem Unternehmer Clemens Tönnies aus dem benachbarten Rheda-Wiedenbrück als Aufsichtsratsvorsitzender bei den Knappen stark bezweifelt werden.