Ungerechte Entscheidung in Dortmund

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Nun kommt es zum Saisonende (oder vielleicht auch schon früher?) zu der schon vor Wochen in den Medien spekulierten Scheidung zwischen Borussia Dortmund und Trainer Bert van Marwijk. Ob dieser Schritt allerdings die passende Konsequenz zu den sportlich anspruchslosen Leistungen der Schwarzgelben in der laufenden Bundesligasaison ist, erscheint bei den vielen Fan-Gemeinschaften in der Region und bei den OPTIMISTEN in Lippstadt mehr als fragwürdig. Es war nicht der Coach, der in den in den bisher 15 Begegnungen vor dem Tor zunehmend in Ladehemmung verfiel. Ebenso wenig ist es der Sportlehrer, der allein bei Dortmund für die bislang nicht überzeugenden Neuerwerbungen Alexander Frei, Steven Pienaar und Nelson Valdez verantwortlich ist.

Grottenschlechtes Spiel

Wer in der Vereinspitze des BVB 09 über Trennungen nachdenkt, sollte dies aber nicht nur mit Blick auf den Übungsleiter tun. Das ist ungerecht gegenüber Bert van Marwijk, dem Borussia Dortmund seit seiner Verpflichtung im Sommer 2004 viel zu verdanken hat. Es sind durchaus berechtigte Zweifel angebracht, ob Michael Zorc als Sportmanager die richtige Besetzung ist. Doch die einstige Spielerikone im Dress der Borussia zur Disposition zu stellen, wagt man (noch nicht) in Dortmund. Aber der von den Finanzjongleuren Dr. Gerd Niebaum und Michael Meier unter anderen Vorzeichen zum Borsigplatze gelockte Niederländer scheint wohl im Ruhrpott über keine ausreichende Lobby (mehr) zu verfügen. Nur warum hat der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erst im Sommer den Vertrag mit Bert van Marwijk um ein Jahr bis 2008 verlängert und weshalb schielt der Impresario von der Strobelallee jetzt fünf Monate später auf Thomas van Heesen aus Bielefeld? Dann war da am letzten Spieltag noch das grottenschlechte Match von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg, das erst Sekunden vor dem Abpfiff durch ein Tor von Ebi Smolarek mit 1:0 gewonnen werden konnte und erneut das spielerische Unvermögen der hochdotierten Dortmunder Profis offenbarte.

HSV arg gefährdet

Wenn nicht bald beim Hamburger SV der berühmte Knoten platzt, dann werden sich auch die in der heimischen Region vertretenen Freunde des letzten Dinosauriers der Bundesliga auf einen Abstieg ihres geliebten Vereins einzustellen haben. Bei aller Sympathie für Thomas Doll bleibt nicht zu übersehen, dass der ehemalige Kicker des HSV und die seit zwei Jahren als Betreuer für den Traditionsclub an der Alster arbeitende Frohnatur die Mannschaft nicht mehr erreicht und diese gegenwärtig arg gefährdet ist. Elf Punkte, ein negatives Torverhältnis von sechs Treffern und der vorletzte Tabellenplatz drücken alles zur jetzigen Verfassung der Hanseaten aus. Spätestens in der Winterpause dürfte Thomas Doll wohl einen Nachfolger haben. Übrigens auch an der Elbe ist der Bielefelder Thomas van Heesen im Gespräch, der durch seine frühere Spielertätigkeit beim HSV immer noch über viele Verbindungen nach Hamburg verfügt.

Werder wieder vorne

Der Traum vom FC Schalke 04 sich länger an der Tabellenspitze festzusetzen, ist zumindest nach dem torlosen Remis in Nürnberg vorbei. Jetzt ist wieder Werder Bremen vorne, das durch eine furiose erste Halbzeit gegen Hertha BSC Berlin bereits zur Pause das Spiel im Weserstadion für sich entschieden hatte. Infolge der fabelhaften Torausbeute von 39:19 nach 15 Spielrunden gegenüber 25:16 der Knappen liegen die Grünweißen bei Punktegleichheit völlig zu Recht vor den Blauweißen. Mit Spannung schauen nun die vielen Freunde des westfälischen Fußballs auf ihr Spiel des Jahres, wenn am zweiten Advent in Gelsenkirchen die Dortmunder zum Traditionsderby anzutreten haben.