Hertha wieder vorne

Der Bundesligakommentar von Hans Zaremba

Es sind gleich fünf Vereine, die nach den ersten sechs Begegnungen in der aktuellen Bundesligarunde mit zehn Punkten an der Spitze liegen und in die durch die Länderspiele gegen Georgien und Slowakei bedingte Ligapause gehen. Lediglich die Differenz der erzielten Tore verleiht dieser eigenartigen Tabelle ein Gesicht. Dass die Berliner Hertha bereits zum zweiten Mal den ersten Rang einnimmt, ist eine weitere Auffälligkeit der gegenwärtigen Spielzeit.

Alarmglocken in Hamburg

Wiederum waren am letzten Spieltag die Traditionsvereine der deutschen Fußballelite nicht besonders erfolgreich. Die Niederlagen der Münchener und der Schalker und die beiden Remis der Dortmunder und Hamburger haben erneut gezeigt, dass diese Teams nach der Weltmeisterschaft immer noch nicht richtig in den Tritt gekommen sind. Insbesondere für die Norddeutschen wird es nach dem erneuten Unentscheiden (2:2 in Frankfurt) langsam mulmig. Der 16. Tabellenplatz, fünf Punkte und obendrein mit 7:8 ein negatives Torverhältnis lassen auch an Alster und Elbe die Alarmglocken schrillen. Diese wenig rühmliche Situation beim Dritten des Vorjahres wird durch die abermalige Schlappe in der Champions-League (0:1 bei ZSKA Moskau) noch zusätzlich verschärft. Der Wind bläst den Verantwortlichen auf der Kommandobrücke bei den Hanseaten, Manager Dietmar Beiersdorfer und Trainer Thomas Doll, inzwischen mächtig ins Gesicht.

Bremen kommt in Fahrt

Anders sieht es beim Nordrivalen in Bremen aus. Auch sie waren in der Woche in der Champions-League mit ihrem 1:1 vor eigenem Publikum gegen Barcelona nicht gerade erfolgreich, obwohl sie dort ein gutes Spiel abgeliefert hatten. Dafür klappte es am letzten Bundesligaspieltag wesentlich besser. Das 3:0 über die Gladbacher bestätigte den Aufwärtstrend von Werder Bremen. Bei konsequenter Chancenausnutzung hätte das Resultat an der Weser noch höher ausfallen können. Der dritte Tabellenplatz belegt die momentane Stärke des Vizemeisters. Weniger gut ist da die Stimmung an der Isar. Die zweite Auswärtsniederlage der Bayern innerhalb von zwei Wochen in der Bundesliga lässt aufhorchen. Da nützt dem Coach Felix Magath auch das überraschende 2:0 in der europäischen Spitzenliga bei Inter Mailand nicht viel. Die erfolgsverwöhnten Bosse von der Säbener Straße wollen ihren FC in der Bundesliga vorne sehen und nicht auf dem vierten Platz. Das erste Nörgeln des aus Lippstadt stammenden Münchner Vorstandsvorsitzenden, Karl-Heinz Rummenigge, war schon Mitte September nach dem Misserfolg des Rekordmeisters in Bielefeld zu hören.

Dortmund enttäuschend

Enttäuscht sind auch die vielen Lippstädter Freunde der Dortmunder Borussia über die Leistungen ihrer Schwarzgelben. Es spricht schon Bände, wenn man vor heimischen Publikum eine zweimalige Führung gegen Hannover nicht über die Runden bringt. Wer eine solche Schwäche bei der Verwertung seiner Chancen zeigt, darf sich über ein Unentschieden nicht beklagen. Die ansonsten so treuen Fans des BVB hatten für sich nach der Pleite in Mönchengladbach bereits eine erste Reaktion gezeigt. Es kamen zwar immerhin noch 66.100 Zuschauer, aber gegenüber dem Spiel gegen den HSV war dies schon eine Einbuße 14.000 Besuchern. Von den westfälischen Vereinen konnten am vergangenen Wochenende lediglich die Bielefelder mit ihrem 3:1 über Cottbus einen Dreier landen. Bochum musste sich in Aachen (1:2) einmal mehr geschlagen geben und ist nun Tabellenschlusslicht. Nach dem Reinfall von Schalke in Leverkusen (1:3) dürfte es auch bei den Königsblauen wieder rund gehen, zumal sie unterhalb der Woche auch noch aus dem UEFA-Cup ausgeschieden sind und jetzt erhebliche finanzielle Einbußen zu beklagen haben.