Vom Erlebnisfußball zum Ergebnisfußball

Hans Zaremba über den Auftakt der EM-Qualifikation

Stuttgart war im Juli der Schlusspunkt in der Ära des erfolgreichen Bundestrainers der Weltmeisterschaft 2006, Jürgen Klinsmann, und jetzt im September der Start der Phase des neuen Übungsleiters der Nationalmannschaft für die kommende Europameisterschaft 2008, Joachim Löw. Besser hätte es sich kein Regisseur ausdenken können, was die Spielpläne der vergangenen WM im eigenen Land und der bevorstehenden EM in Österreich und in der Schweiz mit seinen gegenwärtig begonnenen Qualifikationsspielen bestimmt haben.

Mühsamer Sieg über Irland

Doch so nahtlos, wie es sich viele erträumt hatten, verlief die Premiere von Joachim Löw auf der Chefposition des Betreuerstammes der Elf mit dem Adler auf der Brust nicht. Es war am Ende schließlich ein recht mühsamer Sieg der Löw-Buben, obwohl für eine kurze Weile im ersten Qualifikationsspiel für das Turnier 2008 im Stadion am Necker gar ein Gefühl aus der Zeit der Klinsmänner aufkam. Dass vorübergehend der Eindruck entstand, als habe die Weltmeisterschaft noch nicht aufgehört, lag an dem begeisterten Jubel des Stuttgarter Publikums, mit dem es die vom vormaligen Klinsmann-Assistenten aufgebotenen Balltreter begrüßte. Der WM-Dritte kam zum Beginn der mit einem Besuch von 53.198 Zuschauern im ausverkauften Gottlieb-Daimler-Stadion angepfiffenen Partie mit seinem Gegner von den grünen Insel überhaupt nicht zurecht.

Der Kapitän und seine Probleme

Der aggressive Stil der Irländer behagte die Männer um ihren Spielführer Michael Ballack ganz und gar nicht. Der Leader der DFB-Auswahl, seit fünf Wochen in England bei Chelsea unter Vertrag, gelang im Spiel nach vorn nicht viel. Eine Viertelstunde nach einem Fehlpass waren sogar leise Pfiffe zu hören. Die Iren, seit der 57. Minute durch den Treffer des bisherigen Edelreservisten im Dienste der Münchener Bayern, Lukas Podolski, mit einem Tor im Rückstand, drängten inzwischen deutlich auf den Ausgleich. Der Kapitän musste sich mal wieder nach hinten orientieren und erneut im eigenen Strafraum aushelfen. Dies alles erinnert an die Auftritte des vermeintlichen Spielmachers während der WM. Fünf Wochen auf der Insel haben Michael Ballack weniger verändert, als er es sich selbst erhofft haben dürfte. Schließlich, als der Schiedsrichter aus Spanien das Match beendet hatte, konnten sich die deutschen Kicker mit einem knappen Sieg im Gepäck auf ihre nächste Begegnung gegen die Amateure aus den von Italien umgebenden Zwergstaat San Marino vorbereiten.

Klarer Erfolg über San Marino

Dort hatten sie es natürlich wesentlich leichter. Bereits nach der ersten Spielhälfte lagen sie mit einem klarem 6:0 vorne. Zum zweiten Durchgang war zur Freude der heimischen BVB-Freunde auch der bis vor wenigen Tagen bei Borussia Dortmund im Dienst stehende und jetzt bei Betis Sevilla angeheuerte David Odonkor aufgelaufen und es folgten noch weitere sieben Tore für Deutschland. Es waren wohl die Poldi-Spiele von San Marino. Vier Torerfolge in einer Begegnung sprechen dafür und werden auch wohl jetzt in München ihren Niederschlag finden. Auf einen solchen torgefährlichen Stürmer wird auch der Rekordmeister mit seinem Starensemble nicht verzichten können. Mit dem eindeutigem Erfolg von 13:0 wurde der höchste Auswärtssieg in der Geschichte der deutschen Nationalauswahl erzielt. Diesen Einsatz hatte auch zu Recht im Vorfeld der Begegnung der neue Bundestrainer Joachim Löw von seinen Mannen eingefordert, da der beim WM-Turnier erspielte Stellenwert der deutschen Nationalmannschaft auch in einem solchen vermeintlich leichten Fußballspiel nicht unnötig aufs Spiel gesetzt werden darf. Alles in allem sollte jedoch dieser Sieg nicht überbewertet werden. Immerhin spielte in San Marino der Dritte der letzten Weltmeisterschaft gegen den 191. der weltweiten Rangliste der Nationalmannschaften.